Spuren der Eiszeit

Es ist allgemein bekannt, dass die Erde in den letzten zwei Millionen Jahren von mehreren Eiszeitaltern beeinflusst wurde; das Inlandeis erstreckte sich von den Polargebieten bis nach Chicago, New York, Edinburgh, Birmingham, Berlin, Oslo, Stockholm und Moskau. In diesem Abschnitt zeigen wir die Hinweise, die wir benutzen, um das Ausmaß der lezten Eiszeit zu bestimmen. Allerdings ist dies nur ein Teil der ganzen Geschichte, weil es bedeutende Eiszeitalter schon viel früher in der Erdgeschichte gab - sogar schon vor 3.000 Millionen Jahren. Tatsächlich sind manche Wissenschaftler davon überzeugt, dass die Erde vor sechs oder sieben Millionen Jahren – während des „Snowball Earth“-Zeitalters - fast ganz mit Eis bedeckt war. Hinweise auf diese früheren Eiszeiten in Gesteinen werden hier auch dargestellt.

Spuren der Eiszeit
Das Erbe der letzten Eiszeit, in Regionen, die ihre Gletscher nach der letzten Kaltzeit vor 12.000 Jahren verloren haben, bildet heute einigen der schönsten Landschaften dieser Erde. Crummock Water mit dem Central Fells des Lake District Nationalparks im Hintergrund ist eine der klassischen glazial-geprägten Gebiete Großbritaniens, welches sehr von seinen Besuchern geschätzt wird. MH
Spuren der Eiszeit
In alten Gesteinen kann man einige Anzeichen für vergangene Eiszeiten finden. Eines der Nützlichsten ist das Vorkommen eines Sedimentgemisches mit Partikeln aller Korngrössen - von Ton bis zu Gesteinsblöcken. Das Beispiel hier ist von Tillit Nunatak in Ostgrönland und stammt aus dem späten Proterozoikum (ca. 650 Millionen Jahre alt). „Tillit“ kommt aus dem Dänischen und bezeichnet Gesteine, die einen glazialen Ursprung haben. MH
Spuren der Eiszeit
Glazialerosionale Landformen so wie diese Rundhöcker (franz. Roches moutonnées) in der Sahara Wüste, Mauretanien, sind selten, aber dort wo sie vorkommen, bilden sie ideale Anzeichen für ehemalige Eisströmungsrichtungen - in diesem Falle von links nach rechts. Dies hier sind frei gelegte Beispiele, die ins späte Proterozoikum zurückdatieren. MH
Spuren der Eiszeit
Gesteine glazialen Ursprungs (Tillite), die nicht tektonisch verformt wurden, verwittern manchmal so sehr, dass einzelne Steine leicht herausgenommen werden können. Wenn sie von Gletschern transportiert wurden, wie zum Beispiel dieser aus dem späten Proterozoikum in Mauretanien, können sie Gletscherschrammen aufweisen. Dies deutet auf Abschürfung während der Mitführung an der Unterseite des gleitenden Gletschers hin. MH
Spuren der Eiszeit
Dieser „Tillit“ weist auf eine Eiszeit vor 2.000-2.500 Millionen Jahren hin. Er ist hart und besteht aus einer Mischung von feinen und groben Fragmenten. Whitefish Falls, Ontario, Canada. MH
Spuren der Eiszeit
Einer der Vorteile bei der Untersuchung von alten Gesteinen glazialen Ursprungs ist, dass die Gesteine normalerweise freiliegen. In Ella Ø, im zentralen Ostgrönland, hat die Faltung der Gesteine des späten Proterozoikums das Material so geneigt, dass man einem Wasserlauf folgen und sich dabei durch mehrere hundert Meter glazialer Ablagerungen durcharbeiten kann. Hier finden sich Anzeichen für die „Snowball Earth“-Hypothese der globalen Vereisung. MH
Spuren der Eiszeit
In China kann man reichliche Beweise für Eiszeiten des späten Proterozoikums finden, die mindestens drei geologische Perioden umfassen. Es gibt nicht nur viele Tillites, sondern auch Gesteinsflächen mit Gletscherschrammen (Kritzungen), wie hier in der Henan Provinz. MH
Spuren der Eiszeit
„Dropstones“ sind gute Anzeichen für eine frühere Eiszeit, in diesem Fall für eine in Namibia. Dropstones entstehen, wenn Eisberge das mitgeführte Material fallen lassen dieses dann in den laminierten Sedimeten des Meeres- oder Seegrundes eingelagert wird. Diese Dropstones in der Nähe von Narachaamspos in Kaokoveld dienen als Indizien für die „Snowball Earth“-Hypothese, welche eine drastische globale Abkühlung umschreibt, wobei die überlagernden rosaroten und orangen Karbonate Anzeichen für die nachfolgende heiße Zeit sind. MH
Spuren der Eiszeit
Einige der am besten erhaltenen Gesteinsflächen mit Gletscherschrammen sind die des Perm und Karbon (ca. 290 Millionen Jahre vor heute) in Südafrika. Obwohl sie an Orten wie z.B. in der Nähe von Douglas in der Großen Karoo Region lange von jüngeren sedimentären Gesteinen begraben waren, liegen sie heute frei und wirken völlig frisch. MH
Spuren der Eiszeit
Anzeichen für eine weitere Eiszeit im Kaokoveld, einer heißen Wüstenregion in Nord-Namibia. Hier wurde eine Landschaft des Perms und Karbons erhalten. Diese wird nun abgetragen und enthüllt klassische glaziale Landschaftsformen so wie dieses Trogtal (U-förmiges Tal), in Omutirapo. MH
Spuren der Eiszeit
Die langfristige Aufzeichnung von Eiszeiten (ca. 35 Millionen Jahre umfassend), wurde durch Tiefseebohrungen oder von Bohrungen auf dem Kontinentalschelf gewonnen. Hier sind sieben Nationen am Cape Roberts Projekt im westlichen Rossmeer (Antarktis) beteiligt. Mehr als ein Kilometer Bohrkern wurde innerhalb von drei Feldkampagnen gewonnen (Foto: Peter Barrett)
Spuren der Eiszeit
Der hier gewonnene Bohrkern illustriert die Langlebigkeit der Antarktischen Eisbedeckung (35 Millionen Jahre), allerdings fand ein sanfter Übergang von temperierten zu kalten Eiszeiten über diese Zeitspanne statt, wie Sedimentations- und Fossilienüberresten zeigen. Die Nummer oben rechts im Bild zeigt die Tiefe unter dem Meeresboden von wo die Probe genommen wurde. MH
Spuren der Eiszeit
Das letzte Bohrprojekt war das Cape Roberts Projekt. Es lieferte eine Serie von „Momentaufnahmen“, die zeigen wie sich der Antarktische Eisschild seit seiner Entstehung vor 35 Millionen Jahren entwickelt hat. Forscher untersuchen hier den Bohrkern zum ersten Mal im Labor der McMurdo Station. MHH
Spuren der Eiszeit
Es gibt in der Antarktis Anzeichen dafür, dass der Eisschild früher sehr viel wärmer als heute war. Glaziale Sedimente, die bekannt sind als die Sirus Gruppe oder - so wie hier im Bild - Gletscherschrammen direkt unter dem heutigen Eisschild, weisen darauf hin. Dieses Beispiel kommt aus dem Roberts Gebirgsmassiv, Shackleton Gletscher. MH
Spuren der Eiszeit
Hinweise auf eine Eiszeit vor nur ein paar Millionen Jahren geben die laminierten Ablagerungen der Sirius Gruppe, Bennett Plattform, Shackleton Gletscher, im Transantarktischem Gebirge. Die laminierten Sedimente beinhalten große Steine (Dropstones), die von einem Eisberg in einen See geflößt wurden. MH
Spuren der Eiszeit
Glen Roy im Grampian Hochland Schottlands ist ein berühmtes Naturschutzgebiet, in dem das Ausmaß der letzten Eiszeit im späten 19. Jahrhundert erkannt wurde. Besonders bedeutend sind die drei Streifen am Berghang, bekannt als die „Parallel Roads“. Es sind Küstenlinien, die von Wellen in einem großen eisgestauten See von vor 12.000 Jahren herrühren. MH
Spuren der Eiszeit
Während der letzten großen Eiszeit in Großbritannien wurden riesige Mengen von Material nach Süden transportiert. Von der Insel Arran in Südwestschottland stammen diese hellen Findlinge aus Granit. MH
Spuren der Eiszeit
Die letzte Eiszeit in den USA sorgte dafür, dass viele Trogtäler (U-förmige Täler), so wie das Yosemite Tal in Kalifornien, erodiert wurden. Links im Bild die Felswand des El Capitan. MH
Spuren der Eiszeit
Hervorragende Anzeichen für eine Eiszeit können im Central Park New Yorks gefunden werden, wie diese Gletscherschrammen, die unter einer gleitenden Eismasse entstanden. JA
 
Fotos: Michael Hambrey (MH), Jürg Alean (JA)