BSE - Der nackte Wahnsinn
Epidemiologie
Weltweit wurden bei Rindviechern bisher ca. 168.000 BSE-Fälle und 28.900 auf Grossbritannien und die Schweiz beschränkte, sogenannte BAB-Fälle (born-after-ban) registriert: von den BSE-Fällen entfallen 167.297 auf Grossbritannien und Nordirland (Stand 10.01.97), 267 auf die Schweiz (Stand 12.12.97), 207 auf die Republik Irland (Stand 28.02.97), 69 auf Portugal (Stand 07.02.97), 27 auf Frankreich (Stand 17.01.97) und übrige auf Oman, Falklandinseln, Kanada, Deutschland, Dänemark, Italien, Niederlande (Summe 14 Fälle). Bei einem Gesamtbestand von 1.75 Mio Tieren in der Schweiz ergibt das 2 Infektionen pro 10.000 Tiere bzw. ca. 4 Infektionen pro 10.000 Kühe. Mit Ausnahme der Republik Irland, Frankreich, der Niederlande und der Schweiz wird importiertes britisches Vieh für die BSE-Fälle verantwortlich gemacht. In der Schweiz traten pro bäuerlicher Betrieb nur wenige Fälle auf: in 250 Betrieben wurde je 1 Fall, in 7 Betrieben 2 Fälle und in 1 Betrieb 3 Fälle registriert. Es handelt sich hier also nicht um ganze infizierte Herden, sondern um relativ viele Einzelfälle, ein epidemiologisch ungeklärter Umstand. Die meisten Fälle wurden, aufgrund der absoluten Tierbestände aus den Kantonen Bern, Luzern und Waadt gemeldet. Beruhigenderweise sind die Infektionsraten ab 1995 rückläufig, mit einem weiteren Rückgang in der Schweiz auf nur wenige Fälle wird für 1998 gerechnet.
Dieser Umstand ist jedoch kein Zufall, sondern hängt mit einer Reihe von Massnahmen des Bundesamtes für Veterinärwesen zusammen, die etwa zeitgleich mit Massnahmen innerhalb der EU ergriffen wurden:
Tötung von Tieren mit BSE-Verdacht, Verbrennung der Kadaver Vernichtung der Milch von BSE-verdächtigen oder infizierten Kühen
Erste BSE Fälle in GB
Anzeigepflicht in GB
Verbot der Verfütterung von Tiermehlen an Wiederkäuer in GB
Formelles Einfuhrverbot für lebende Rinder und Tiermehle aus GB
1. BSE-Fall in der Schweiz
Verschärfte Einfuhrbedingungen von Tiermehlen aus anderen Ländern
Fütterungsverbot von Fleischmehlen an Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen)
Möglichkeit der Verbindung von BSE und CJD (humane spongiforme Encephalopathie) in GB
Generelles Exportverbot für lebende Rindviecher, Rindfleisch und Rindererzeugnisse aus GB
Verschärfte Massnahmen bei der Herstellung von Futtermitteln: Verbot der Verwendung von Hirn, Rückenmark und Augen von Kühen
Schon seit langer Zeit werden Tiermehle zur Fütterung an Rinder und Kühe eingesetzt, unter anderem auch durch die Verwendung von Schafskadavern. Eine dem Verlauf der BSE vergleichbare Krankheit ist bei Schafen die Scrapieerkrankung oder auch Traberkrankheit, die zum ersten Mal 1732 in England auftrat bzw. beschrieben wurde. Scrapie ist äusserlich durch häufiges Kratzen (to scrape) erkennbar. Mögliche Ursachen der Scrapieerkrankung bei Schafen beruhen auf reiner Spekulation. Anfang der 80er Jahre wurde aus Kostengründen das Herstellungsverfahren von Tiermehlen in Grossbritannien variiert. Abweichend vom allg. anerkannten Sterilisationsverfahren (20 min, 133 °C, 3 bar) wurde u.a. die Temperatur gesenkt, eine Massnahme, bei der, wie sich später zeigte, der BSE-Erreger nicht unschädlich gemacht werden konnte.
Zur Erforschung der Uebertragbarkeit von BSE wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl von Tierexperimenten durchgeführt:
- Kuru und CJD konnten experimentell auf Schimpansen übertragen werden.
- Scrapie konnte nicht auf Schimpansen übertragen werden, dafür kennt man bei Schimpansen aber die Uebertragung vom Muttertier auf das Jungtier und von Tier zu Tier.
- Scrapie konnte in den 60er Jahren auf die Maus übertragen werden.
- Durch die in Nerzfarmen übliche Verfütterung von Schlachtabfällen, u.a. auch von Schafen, wurde Scrapie ungewollt auf Nerze übertragen. Experimentell konnte die "orale Injektion" nie nachgewiesen werden.
- FSE bei Katzen ist wahrscheinlich auf die Verfütterung von BSE-Material zurückzuführen.
- Die Uebertragung von BSE auf Schafe und Ziegen ist durch Verfütterung, wie auch durch Spritzen von infiziertem Material ins Hirn 1993 und 1995 gelungen (eine häufig benutzte Technik).
Fazit: Auch aufgrund von "Lebensmitteln" ist eine Ueberwindung der Artgrenzen und somit eine Infektion möglich.