Verschiedene Verfahren zum Lösen von Extremalaufgaben
Zusammenfassung
Am Beispiel der Extremalaufgaben wurde gezeigt, dass der leider zu häufig
gepflegte übertriebene Formalismus in der Mathematik zu wenig einsichtigen,
der Intuition widersprechenden Lösungsverfahren führt; im Fall
der Extremalaufgaben sogar zu wenig effizienten Lösungsverfahren. Der
Begriff der Ableitung, das Kalkül der Differentialrechnung werden für
die Lösung von Extremalaufgaben von Funktionen mit einer Variablen
nur in Ausnahmefällen benötigt. Elementare Kenntnisse, im wesentlichen
das Auswerten von Funktionen und die Idee einer iterativen Intervallschachtelung,
genügen zumindest in den meisten für die Schule zugänglichen
Aufgabenstellungen, die traditionellerweise mit der Methode "Ableiten
und Nullsetzen'' gelöst werden. Allgemeinere, anwendungsorientierte
Extremalaufgaben können damit bereits sehr früh im Unterricht
-- etwa im Zusammenhang mit der Einführung des Funktionsbegriffs --
behandelt werden.
Selbstverständlich bleibt der Ableitungsbegriff auch bei dieser neuen
Sichtweise ein zentraler Begriff der Analysis. Die neuen Hilfsmittel (Computer
Algebra Systeme, Graphikrechner) erfordern aber eine konsequente und grundlegende
Neuüberprüfung der traditionellen Stoffpläne. In vielen
Bereichen sollten die oft näherliegenden Verfahren aus der diskreten
Mathematik mehr gewichtet und das Zusammenspiel von diskreter und kontinuierlicher
Mathematik den Lernenden bewusst gemacht werden.
Ganz allgemein sollte die Schulmathematik sich mehr dem Anwenderstandpunkt
zuwenden: Anstelle eines strukturellen Vorgehens treten funktionelle Ueberlegungen.
Ein funktioneller, experimenteller Zugang entspricht oft auch der historischen
Entwicklung. Ausgehend von Alltagsproblemen lassen einfache Computerexperimente
(z. B. Visualisierungen) die Schülerinnen und Schüler Muster und
Gesetzmässigkeiten selber intuitiv erfahren und die daraus abgeleiteten
allgemeinen mathematischen Zusammenhänge und Regeln werden so einfacher
nachvollziehbar.
Die Mathematiklehrkräfte brauchen den Mut und die fachliche Unterstützung,
um traditionelle Methoden aus den Lehrplänen und Lehrmitteln zu kippen
und durch den heutigen Hilfsmitteln angepasste Verfahren zu ersetzen. Nur
ein Wechsel der Hilfsmittel -- zum Beispiel Einsatz eines Taschenrechners
mit eingebautem CAS -- ohne eine Neuausrichtung des Inhaltes ist "alter
Wein in neuen Schläuchen''. Der Mathematikunterricht im nächsten
Jahrhundert braucht neue, einfache und auf das wesentliche ausgerichtete
Lehrmittel!