Rasche Veränderungen 2005 und 2006Der extrem schnelle Schwund führte beim Morteratschgletscher (2001/02: -30.2m; 2002/03: -76.5m; 2003/04: +10.3m; 2004/05: -22.2m) zu ausserordentlichen Erscheinungen. Auch der Persgletscher sowie kleine Gebirgsgletscher der Berninagruppe zeigen auffällige Folgen des Eisrückgangs. | |||
Vor dem Frühjahr 2005 hatte sich an der orographisch linken Seite der Gletscherzunge ein grosser Eistunnel gebildet. Oberer Eingang, Juli 2005 (Breite mehrere Dutzend Meter!). Beachte bräunliche Scherfläche im Eis von rechts oben nach links unten. | Der Tunnel wurde durch den einen Schmelzwasserbach in Eis geschmolzen, der seitlich unter die Zunge gedrungen war und die Grundmoräne frei gelegt hatte. Im Juli 2005 floss aber keine bedeutende Menge Wasser mehr hier durch. | Im Inneren des Tunnels ist das Licht erkennbar, das vom unteren Tunnelende her eindringt. Im unteren Bereich liegen Eistrümmer von Deckeneinstürzen. Bild 2005. Im Sommer 2006 war die betreffende Gletscherpartie vollständig weg geschmolzen. | Unteres Tunnelende. Die gute Zugänglichkeit am Ende des Wanderwegs von der Station Morteratsch der RhB bedeutete im Sommer 2005 eine Gefahr für Touristen: Das Betreten des Tunnelinnern war verlockend und einfach, doch konnte natürlich die Decke jederzeit einstürzen. |
Vergleichsaufnahmen von August 2002 (oben) und September 2006. Die Markierungstafel wurde im Zug der Wegverlängerung leicht versetzt. Das Warnschild steht im Zusammenhang mit dem Eistunnel. Markiert ist jeweils der gleiche Felsvorsprung: Vergleiche Absinken der Eisoberfläche! | Oberhalb des Zungenendes bildete sich 2006 eine auffällige Mulde mit tangential angeordneten Spalten, die stark an "ice cauldrons" über subglazialen Vulkanen des Vatnajökull in Island erinnert. Offenbar senkt sich das Eis über einer subglazialen Aushöhlung (QTVR-Movie, 2.5 MB). Panorama, über 180° breit, nach rechts scrollen! | Blick von der Diavolezza über den Pers- zum Morteratschgletscher (13.9.2006). Pfeil 1: erstmals 2006 aufgebrochenes Felsfenster (vergleiche nächstes und übernächstes Bild); Pfeil 2: Einbruch am Gletscherrand (vergleiche zweites Bild der untersten Reihe). | Teleaufnahme, ebenfalls von Diavolezza (13.9.2006). Unterhalb des Felsenfensters liegen Eistrümmer, und die Gletscheroberfläche ist durch den Austritt von Grundmoränenmaterial verschmutzt. |
Das neue Felsenfenster am 14.9.2006 von unten gesehen. Gut erkennbar ist, dass die Eisbedeckung oberhalb des Felsbuckels nur sehr dünn ist. Das Fenster wird sich deshalb in den nächsten Sommern schnell erweitern. | Neuer Einbruch am Rand der Isla Persa: "Vor den Augen eines Bergführers, der mit einer Schulklasse dort war, brach eine unterhöhlte Eisplatte ein, es öffnete sich ein Loch von ca. 25x10 Metern." (pers. Mttlg. Dr. Max Maisch, Gg, Uni ZH). Foto 14.9.2006. Der Bach, welcher hier in die Grundmoräne erodiert, fliesst links unten in einen subglazialen Tunnel. | Vergleichsaufnahmen ab Diavolezza Richtung Piz Palü (1998 links, 13.9.2006). Markante Veränderungen: (1) Vergrösserung des Felsenfensters; (2) eine neue Mittelmoräne entsteht, auch die anderen Mittelmoränen werden breiter; (3) die Spalten werden viel zahlreicher und grösser, infolge des dünner werdenden Eises. | Gletscherrest nordöstlich der Bergstation Diavolezza (Foto 14.9.2006 aus Seilbahn). Der kleine Gebirgsgletscher bildete bis anfangs Neunzigerjahre die Basis für ein kleines Sommerskigebiet (Masten links). Jetzt hat er keine Nettoakkumulation mehr: Auf der ganzen Oberfläche erscheinen Ablationsmuster. |
Fotos Jürg Alean |