Ungewöhnliche Ausbrüche

1.8.2003

Ende des Lavastroms

5.4.2003

Folgen des Ausbruchs

Gewaltige Bombe und Impaktkrater auf dem Bastimento. Foto Copyright Charles Riviere.

Die gleiche Bombe, Foto Copyright Maurizio Ripepe. Dorf Stromboli und Strombolicchio im Hintergrund.
Solarpanelen unserer seismischen Station: Deshalb haben wir derzeit keine Daten... Beachte frische Schlacken im Vordergrund. Foto M. Ripepe.

Tele-Aufnahme (stark bearbeitet zur Kontrastverstärkung) von Stromboli Dorf. Rote Kästen zeigen Impaktkrater (JA).

Krater auf dem Weg zum Friedhof von Ginostra. Die Bombe wurde beim Impakt völlig zerstört (JA). Der gleiche Krater von der anderen Seite gesehen. «Stromboli» auf der Friedhofsmauer weist auf einen alten Pfad zum Pizzo (JA). Hier zerstörte eine Bombe einen Wassertank, eine Gartenmauer und einen Weg, doch blieb dieses Haus in Ginostra knapp verschont (JA). Beschädigtes Haus in Ginostra. Zum Glück wurde bei diesem Unglück niemand verletzt. Stromboli im Hintergrund. (Foto Aeschlimann).

Der Ausbruch

Sehr starke Explosion auf Stromboli am Morgen des 5. April 2003, etwa um 9.15 Lokalzeit (7.15 GMT). Über dem Gipfel stieg eine grosse Pilzwolke auf, und ein lauter Knall war im Dorf Stromboli zu hören. Die Einwohner hörten die Geräuschen von Impakten von Blöcken am Vulkanhang (Quelle: Franco Zerilli; Sergio Ballarò).

Foto Salvatore Carbone "Sasà" etwa 1 min. nach der Explosion (Standort viel weiter rechts (westlich) als die nachfolgenden Bilder.

Foto Andreas Franssen 9h13 Lokalzeit (7h13 GMT) aus dem Dorf Stromboli. Der Zeitpunkt dieser Aufnahme wird im Folgenden als T=0sek. angenommen.

Ausschnitt von Bild links: Tausende von Bomben, einzelne grosse Bomben ganz rechts, eine kurz vor dem Aufschlag rechts unten, Impakte am Vulkanhang.

Foto Andreas Franssen T+20sek (relative Zeiten bestimmt durch interne Uhr der Digitalkamera). Aufsteigen der Eruptionssäule.

Foto Andreas Franssen T+43sek. Am Fuss der Eruptionssäule wachsen neue Aschewolken (Folge von Bombenimpakten oder weiteren Ausbrüchen?).

Foto Andreas Franssen T+69sek. Die Eruptionssäule ist sehr hoch aufgestiegen, und es folgen ihr die später gebildeten Aschewolken.

Foto Andreas Franssen T+93sek. Die "sekundären" Wolken sind ebenfalls hoch aufgestiegen. Am Vulkanhang heller Rauch von Buschbränden.

Foto Andreas Franssen T+111sek. Durch den NW-Wind werden die Eruptionswolken nach hinten links weg getragen.
E-mail: "Andreas punkt Franssen at t-online punkt de".

Fotomosaik links: Zusammengestellt von Fotos, die Sergio Ballaro, Stromboli, eingereicht hat. Möglicherweise müssen Sie nacht rechts scrollen, um alle Einzelbilder zu sehen. Fotos 1-6; 9-10 (c) Sergio Ballarò. Fotos 7-8 (c) Sara Battaglia.

Unsere Seismometer registrierten das Ereignis, doch scheint einer der Sensoren nachher beschädigt worden zu sein:

Bomben bedeckten das ganze, gegenwärtig aktive Eruptionsfeld und fielen auch im Dorf Ginostra. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, doch werden unterschiedliche Formen von Schäden gemeldet. Zwei Häuser wurden von metergrossen Bomben getroffen (eine im Dorf Ginostra, eine gegen Secche di Lazzaro). Die Friedhofsmauer wurde beschädigt. Impakte gab es auch auf der Seite des Dorfes Stromboli, doch erreichten hier die Bomben das Dorf nicht. (Dank an Sergio Ballarò, Klaus Jaeger, Franco Zerilli, Salvatore Carbone, Jacopo Crimi, Andrea Ercolani).

Auszug aus dem Bericht von Sonia Calvari, INGV, verbreitet über VOLCAN Listserv:

Am 5. April, um 9h12 Lokalzeit unternahmen Wissenschafter von INGV, Sektion Catania, ihren täglichen Helikopterflug zur Überwachung des Vulkans mittels portabler Wärmebildkamera ... Einedünne Gaswolke, durch den starken Wind gegen Westen getrieben, stieg aus den Gipfelkratern. Einige Minuten nach dem Start des Fluges mischten sich plötzlich rötliche Ascheemissionen (die wir als Wandkollaps im Kraterinnern deuteten) in die erwähnte Gaswolke. Die rötliche Asche wurde rasch ersetzt durch dunkleres, juveniles Material, das aus dem NE-Krater schoss und einen heissen, blumenkohlförmigen Jet bildete, der schnell über dem Krater emporwuchs. Zwei oder drei Sekunden später förderte auch der SW-Krater einen Jet aus juvenilem Material. Der eruptive Prozess entwickelte sich nun sehr schnell, die beiden Jets vereinigten sich zu einem einzigen.

Es fand eine sehr starke Explosion statt, die unseren Helikopter von den Kratern wegdrückte und dessen Geschwindigkeit plötzlich um 60 Knoten erhöhte. Eine pilzförmige, dunkle Wolke stieg von den Kratern auf bis zu einer Höhe von ca. 2 km über Meereshöhe – das ist ca. 1000 m über den Kraterrand. An der Basis war die Eruptionswolke von einer dunkelgrauen Wolke gesäumt, ähnlich eines „base surge“, während sie sich weiter vertikal ausdehnte. Bomben, Asche und Blöcke fielen vor allem auf die NE-Flanke des Vulkans, oberhalb 400 m Seehöhe und entzündeten etliche Buschfeuer. Die meisten Ejekta wurde vom Wind gegen Westen verfrachtet. In Ginostra wurden zwei Häuser durch fallende Blöcke beschädigt, aber keine Menschen verletzt.

Nach dem Paroxysmus setzten wir den Flug fort und konnten beobachten, dass das ganze Lavafeld auf dem oberen Teil der Sciara del Fouco mit einer braunen Tephraschicht bedeckt war, die der NE-Krater in der Initialphase des Ereignisses ausgestossen hatte. Die dichte Dampfwolke, die hier aufstieg, liess darauf schliessen, dass nasses Material auf die immer noch aktiven Lavaströme zu liegen kam. In der Zwischenzeit schossen abwechslungsweise einige schwarze und rötliche Materialjets, vornehmlich aus dem SW-Krater. Mehrere hellbraune Trümmerwolken breiteten sich von der NW-Flanke des NE-Kraters über den mittleren Teil der Sciara del Fuoco hin aus. Der obere Teil des Vulkans, von 700m an aufwärts, war nun komplett mit einem Teppich von frischen Pyroklastika bedeckt. An der Nordflanke des Pizzo Sopra la Fossa bis zur S-Basis des NE-Kraters zeigten sich neue, nordwärts gerichtete Spalten, die unter Umständen zu Bergrutschen im Bereich des Gipfels führen können.

Innerhalb weniger Minuten seit dem Beginn des Paroxysmus kamen aktive Lavaströme unter dem Trümmerteppich zum Vorschein und flossen über das Lavafeld. Die Explosion förderte grosse Mengen von goldfarbigem Bimsstein, vermischt mit hellbrauner Schlacke. ... Ein Überwachungsflug am 8.April zeigte vier aktive Schlote, die Lava im oberen Teil der Sciara del Fuoco (auf ca.590m.ü.M.) förderten. Zwei der Ströme breiteten sich im mittleren Teil der Sciara aus und bewirkten Steinschlag, der zum Teil das Meer erreichte. Innerhalb der Gipfelkrater hinterliess der Paroxysmus vom 5.April einen dicken Teppich von Pyroklastika. Die Tiefe der Krater wurde auf ungefähr 50m reduziert und die Schlotöffnungen zum Teil verstopft.

März 2003

Im ganzen Monat März 2003 dauerten kleinere Lavaströme und Felsstürze in der Sciara del Fuoco an. Dank Sergio Ballarò können wir dazu einige Bilder zeigen:

Foto Sergio Ballarò. Felsstürze in der Sciara del Fuoco wirbeln Staub auf. Foto Sergio Ballarò. Die Morphologie des NE-Kraters hat sich stark verändert. In der Mitte eine Art Gang. Foto Sergio Ballarò. Übersicht über das Lavafeld der Eruption von 2002-2003. Foto Sergio Ballarò. Detailaufnahme der Ausstrittsstellen der Lavaströme unterhalb des NE-Kraters.