ErratikerDie Eiszeitgletscher trugen Gesteinsschutt und grosse Felsblöcke aus den Alpen bis ins Mittelland und lagerten sie dort ab. Diese gebietsfremden Gesteine nennt man Erratiker oder Findlinge. Anhand ihrer Gesteinszusammensetzung können wir rekonstruieren, woher die verschiedenen Gletscher kamen und welche Ausdehnung sie erreichten. |
Die «Grossi Flue» bei Steinhof, ZH gehört mit einem Volumen von 1230 Kubikmetern und einem Gewicht von rund 3500 Tonnen zu den grössten Erratikern der Schweiz. Der Findling aus Hornblende-Granitgneis stammt aus einem Walliser Südtal. Er zeigt Abbauspuren aus der Zeit, bevor solche Naturdenkmäler unter Schutz gestellt wurden. | «Schildchrott», St. Niklaus, SO: Der grössere Erratiker hindert den kleineren daran umzufallen. Die beiden Felsblöcke aus Mont Blanc-Granit ruhen auf Podesten aus Jurakalk. Diese entstanden, weil der Kalk unter den Erratikern seit dem Ende der letzten Eiszeit vor Regenwasser geschützt blieb und deshalb weniger erodiert wurde. | Der «Gnappenstein», St. Niklaus, SO, soll seinen Namen erhalten haben, weil man ihn früher auf seinem Podest aus Jurakalk zum Schaukeln (Gnappen) bringen konnte. Auf der Vorderseite ist ein Schild zu erkennen, welches ihn als schützenswertes Naturdenkmal ausweist. | Fällanden, ZH: Im Jörentobel gibt es hunderte von Findlingen aus Glarner Verrucano. Die auffällige Häufung auf kleinem Raum ist auf einen Bergsturz im Herkunftsgebiet des eiszeitlichen Linth-Gletschers zurückzuführen. |
Dieser Erratiker bei Thayngen, SH aus rötlichem Ilanzer Verrucano liegt auf einem Sockel aus hellem Kalk aus der Zeit des Späten Juras. | Kleiner Verrucano-Erratiker im Lorzetobel bei Baar, ZG. Gut zu erkennen ist die rötlich-violette Farbe des Gesteins. | Mächtiger Verrucano-Erratiker zwischen Finstersee und Menzingen, ZG. | Der Alexanderstein im Küsnachter Tobel, ZH ist ein Erratiker aus Taveyannaz-Sandstein. |
Am «Bettlerstei» zwischen Wohlen und Bremgarten (AG) soll früher fahrendes Volk Unterschlupf gefunden haben. Der Erratiker besteht wie die benachbarten «Erdmannlistei» aus Zentralem Aaregranit. | Die «Erdmannlistei» sind eine prächtige Erratikergruppe des Reuss-Gletschers, zwischen Wohlen und Bremgarten (AG). In der Nähe gibt es sogar eine eigens dafür eingerichtete Bahnstation. | Der Studerblock, ein Erratiker by Monthey, VS trägt seinen Namen zu Ehren von Bernhard Studer (1794–1887), einem der bedeutendsten Alpengeologen seiner Zeit. Studer hatte sich um den Schutz der Findlinge verdient gemacht. | Pierre à Dzo, übereinander gestapelte Erratiker aus Mont Blanc-Granit lagern scheinbar bedrohlich neben der Schmalspur-Bahnlinie von Monthey nach Champéry, VS. |
Halten, SO: Im mittelalterlichen Turm wurden unzählige Erratiker verbaut. Erratiker waren als Hartsteine im Mittelland ein begehrtes Baumaterial. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ihr Wert als Naturdenkmäler erkannt und unter Schutz gestellt. | Attiswil, BE: Erratiker im Schweizer Mittelland wurden schon in der Steinzeit von Menschen bearbeitet oder in eine besondere Lage gebracht. Der «Freistein» bei Attiswil besteht aus Mont Blanc-Granit und wurde zu kultischen Zwecken oder für die Orientierung aufgerichtet (Menhir). | Berner Junkerngass-Brunnen mit zwei Becken aus Findlingsgranit. Kaum vorstellbar ist der riesige Aufwand der Steinmetze, welche die gewaltigen Tröge aus je einem einzigen Block herausgearbeitet haben! | Das helle Bogengewölbe der Nydeggbrücke in Bern ist aus Zentralem Aaregranit, die horizontale Blockmauer aus Berner Sandstein. Die Erratiker wurden in der Umgebung von Meiringen aufgesammelt und zunächst mit Schiffen über Brienzer- und Thunersee transportiert. |
Fotos: Jürg Alean |