Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)
In der Stadt Pompeji finden wir eine Vielzahl von
Gewerbebetrieben:
Bäckergewerbe, Herstellung von Garum (Gewürzsauce),
Baumwollverarbeitung (Waschen der Wolle, Spinnen, Weben, Walken,
Bleichen), Keramikgewerbe (Herstellung von Ziegeln und Amphoren),
Baugewerbe und Dienstleistungsbetriebe (z.B. Banken). In der Mehrzahl
dienten diese Gewerbe als Ergänzung oder Nebenbetriebe der
Landwirtschaft. Sie belieferten primär den Kleinhandel,
welcher auf dem Markt (Macellum und Forum) oder in den Läden
(tabernae) stattfand und der Versorgung der
städtischen Bevölkerung diente.
Daneben profitierte Pompeji auch vom Grosshandel. Pompeji hatte hier
die Funktion eines Emporiums (Umschlagplatz von
Fernhandelsgütern). Aus der Landwirtschaft wurde Wein und
Öl, aus dem Gewerbebereich vor allem Ziegel in den ganzen
Mittelmeerraum exportiert. Bedeutung hatte Pompeji auch im
Wollgrosshandel. Im Gebäude der Eumachia befand sich die
Wollbörse, wo grosse Mengen Wolle umgesetzt wurden.
Kampanien ist allgemein eine sehr fruchtbare und
ertragreiche Landschaft. Wir finden deshalb in dieser Gegend eine
Vielzahl (in der Umgebung von Pompeji: 31) von villae
rusticae (Landgüter). Auch die Veteranen dürften auf
solchen angesiedeIt worden sein. Die Grösse dieser Güter
betrug durchschnittlich 100 Joch (= 25 ha). Hauptprodukte der Gegend
waren Wein und Öl, welche nicht nur dem Eigenbedarf
dienten, sondern auch in den ganzen Mittelmeerraum exportiert wurden.
Daneben wurde auf den Landgütern auch Getreide angebaut und
Viehzucht (insbesondere Schafhaltung) betrieben. Wein und Öl
wurden auf den Landgütern um Pompeji verarbeitet, weshalb die
villae über eine Presse (prelum), einen Kelterraum
(torcularium) und entsprechende Lagerräume (cella
vinaria) verfügten.
Die Landgüter wurden entweder vom Besitzer selber oder einem von
ihm ernannten Verwalter (meist ein Freigelassener) betreut. Die
landwirtschaftliche Arbeit war aber insbesondere zu Erntezeiten sehr
arbeitskräfteintensiv, weshalb auf den Landgütern noch
Taglöhner (agricolae oder vindemitores) und vor allem
Sklaven (servi) eingesetzt wurden. Diese lebten dann zumindest
teilweise auch in den Landhäusern.
Der Preis für ein mittleres Landgut betrug ca. 100'000
Sesterzen. Bei guter Ernte konnte ein jährlicher Reingewinn von
bis zu 30'000 Sesterzen erwirtschaftet werden.
1 aureus = 25 denarii = 100 sestercii
1 modius (6,5 kg) Weizen
kostete 7 1/2 Sesterzen 1 modius Roggen kostete 3 Sesterzen 1 Mass einfacher Wein kostete 1/4 Sesterze 1 kleines Trinkgefäss
kostete 1/2 Sesterze 1 Tunika kostete 15 Sesterzen 1 Maultier kostete 520 Sesterzen 1 Sklave kostete 2500 Sesterzen
Der Tagesbedarf an Lebensmitteln für eine Person in bescheidenen Verhältnissen betrug ca. 2 Sesterzen.
Zusammenstellung: C. Vetsch
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