Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)

Tempelarchitektur bei den Griechen
von Andreas Oberlin und Marcel Boller (Klasse 3a 2000/01)


Die Epochen der griechischen Tempelarchitektur

Man unterscheidet vier Epochen:

  • Die geometrische Zeit von ca. 1100 - 650 v.Chr.
  • Die archaische Zeit von ca. 650 - 475 v.Chr.
  • Die klassische Zeit von 475 - 328 v.Chr. (Frühklassik - Hochklassik - Spätklassik)
  • Die hellenistische Zeit

 

Geometrische Zeit

In die geometrische Zeit fallen die Anfänge des Tempelbaus. Der Grundriss der damaligen Tempel, der Antentempel, glich dem der Häuser. Erst in der Spätphase der geometrischen Zeit gewannen die Tempel an Monumentalität. Die Seitenwände der rechteckigen, kleinen Tempelgebäude waren bis über die Vorderseite hinaus vorgezogen und bildeten eine Art Vorhalle, deren Dach von zwei Säulen gestützt wurde. Dahinter befindet sich die Cella, der zentrale Raum des Tempels mit einem Kultbild der Gottheit.

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Tonmodell eines Tempels
spätgeometrisch
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Die Grundrisse griechischer Tempel

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Antentempel

Doppelantentempel

Prostylos

Amphiprostylos

Peripteros

Am Ende des 7. Jahrhunderts und somit am Anfang der archaischen Zeit entstanden die monumentalen Tempel, abgeleitet vom Megaron, dem mykenischen Herrenhaus, in Stein und Lehm. Die bestehende Cella des Doppelantentempels wurde nun von einer Ringhalle umgeben. Aus dieser Verbindung entstand der Peripteros. Ein Paradebeispiel dafür ist der Hera-Tempel in Paestum. Ebenfalls in der archaischen Zeit bildeten sich mit der dorischen und ionischen Ordnung zwei der drei klassischen Säulenordnungen der griechischen Antike heraus.

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 Die klassische Zeit

In der frühklassischen Zeit von 475 - 450 v.Chr. erreichte der dorische Baustil seine Hochblüte, indem er sich in Formen und Proportionen zunehmend verfeinerte. Ein herausragendes Beispiel ist der Zeustempel in Olympia aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v.Chr., bei dem ein strenges Proportionsschema für einen grossartigen Anblick sorgt.

In der Hochklassik war man vor allem darum bemüht, einzelne Bauelemente miteinander harmonisch zu vereinigen, zum Beispiel die Säulenteile mit dem Querbalken, und jenen mit dem Giebel. Dies war die eigentliche Blütezeit Athens, so ist es auch nicht verwunderlich, dass damals sehr viele grossartige Bauten, wie z.B. der Parthenon oder das Erechtheion, entstanden. Man kann dies auch damit begründen, dass die Verwüstungen durch die Perserkriege um das Jahr 480 v.Chr. Anlass gaben, die Akropolis in verschönertem Zustand wieder aufzubauen.

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Olympia
Zeustempel

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Olympia
Zeustempel

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Olympia
Zeustempel - Rekonstruktion

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Paestum
Zeustempel

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Paestum
Zeustempel

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Paestum
Zeustempel

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Athen
Parthenon

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Athen
Erechtheion

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Spätklassik. Auch in dieser Epoche dominierte der dorische Baustil, wobei häufig der Vorraum hinter der Tempelcella weggelassen wurde.

 

Die hellenistische Zeit von 330 - 27 v.Chr.

Nachdem Alexander der Grosse die griechischen Stadtstaaten erobert hatte, verbreiteten seine Armeen die griechische Kultur im gesamten nahen Osten. Parallel dazu begannen in den folgenden Jahrhunderten Einflüsse aus dem Osten in den griechischen Kulturraum vorzudringen. Der Hellenismus war durch eine neuartige Mischung griechischer und vorderasiatischer Stilformen gekennzeichnet. Bei kleineren Tempelbauten fand man meist eine dorische Ordnung, während monumentale Tempel mit ionischer Säulenordnung entstanden. Ein Beispiel dafür ist der um 300 v.Chr. entstandene Apollo-Tempel (30KB) in Didyma bei Milet, ein riesiger ionischer Dipteros mit doppelter Ringhalle und einem offenen Innenhof anstelle der geschlossenen Cella. In diesem Hof befand sich ein kleiner Antentempel, der zur Fassung einer heiligen Quelle diente.

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Plan des Apollo-Tempels in Didyma

 

Die Wirkung auf spätere Kulturen

Die Römer übernahmen viele Baustile und Techniken der Griechen. Dabei ist zu beachten, dass die römischen Tempel ihre bauliche Wirkung nur auf der Frontseite hatten. Vor allem mit dem dorischen Tempel entwickelten die griechischen Architekten eine Form, die für die Architekturgeschichte bis heute prägend blieb. Im Laufe der Jahrhunderte haben Baumeister immer wieder auf griechische Vorbilder zurückgegriffen. Wir finden sie in Kirchen und öffentlichen Bauten, aber auch in Privathäusern.

  

 


Einleitung
Die dorische Ordnung | Die ionische Ordnung | Die korinthische Ordnung
Die Epochen der griechischen Tempelarchitektur | Der Parthenon