Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999

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Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
14:00, f=50 mm, von der Lavabrücke aus. Hauptkanal vor der Brücke. Zwei Pahoehoe-Ströme treten aus einem Lavatunnel hervor und vereinigen sich zu einem 3 m breiten Kanal.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
14:00, f=135 mm, von der Lavabrücke aus. Hauptkanal vor der Brücke. Nahaufnahme des Pahoehoe-Stroms. Beachte die Verbiegungen in der Stricklava wegen schnellerem Fliessen in der Mitte.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
14:00, f=135 mm, von der Lavabrücke aus. Im rechten, und zum Teil im linken Tunnel sind kleine Lavastalaktiten sichtbar.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
14:00, f= 50 mm, von der Lavabrücke aus. Der Strom wird nun zu Aa-Lava und fliesst mit etwa 2 m/s in einen weiteren Tunnel. Durch das Loch in dessen Decke entgaste die Lava lautstark.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
14:00, f=135 mm, von der Lavabrücke aus. Hauptkanal nach der Brücke. Nahaufnahme der Aa-Lava.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
14:00, f=135 mm, von der Lavabrücke aus. Hauptkanal nach der Brücke. Nahaufnahme der «Rechtskurve». Beachten Sie die «Strandlinien» im Innern des rund 3 m breiten Tunnels.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
15:00, f=28 mm. Von links nach rechts: Entgasender, mit Schwefel überzogener Hornito, leerer Lavatunnel auf flacherem Hornito, aktiver Schlot mit glühendem, gegen rechts fliessendem Strom.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
15:00, f=28 mm, Lavafeld etwa 200 m NW des Hauptkanals. Der aktive Strom fliesst etwa mit 0.1 m/s nach rechts, gesehen aus einer Distanz von nur 2 m.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
15:00, f= 28 mm. Der aktive Strom überfährt den Neuschnee. Rechts vorne ist Rauhreif sichtbar, der während des eben erfolgten Sturms entstand. Hinten verdeckt ein Nebelmeer das Ionische Meer.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
17:00, f=50 mm, von der Lavabrücke aus. Hauptkanal oberhalb der Brücke. Zwei Pahoehoeströme bilden einen drei Meter breiten Kanal.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
17:00, f=135 mm, von der Lavabrücke aus. Hauptkanal oberhalb der Brücke. Nahaufnahme, die deutlich die Stalaktiten an den Tunneldächern zeigt.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
17:00, f=50 mm, vom Lavafeld rund 50 m SE des Hauptkanals. Aus einem rund 2 m breiten Schlot fliesst ein «Lavafall» mit einer Geschwindigkeit von etwa 0.1 m/s.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
18:00, f=50 mm. Hauptkanal oberhalb der Brücke. Die Bewegung der Lava wird durch die Belichtungszeit von nur 1/4 Sekunde sichtbar.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
18:00, f=50 mm. Ähnliche Ansicht wie links, anders belichtet.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
18:00, f=28 mm, von der Lavabrücke aus. Der majestätische Südostkrater wird vom letzten Sonnenlicht beleuchtet. Aus der neuen Spalte und von den Lavaströmen entweicht Rauch.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
18:00, f=28 mm, von der Lavabrücke aus. Hauptkanal unterhalb der Lavabrücke. Rechts hinten arbeitet ein Fernsehteam.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
18:00, f=28 mm, vom Lavafeld. Bruno Hermier auf der Lavabrücke.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
18:00, f=28 mm. Marco Fulle auf der Lavabrücke. Neuschnee befindet sich in wenigen Metern Distanz zur 1000 °C heissen Lava!
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
19:00, f=28 mm. Konjunktion Jupiter-Venus beobachtet von «Mars» aus! Lavaströme hinter der Kamera beleuchten Schnee und verursachen die «ausserirdische» Szenerie. Sternbild Walfisch links, Fische über und Wassermann rechts von den Planeten.
Der Lavastrom vom Südostkrater, 24. Februar 1999
19:00, f=28 mm. Lavafeld etwa 200 m NW Hauptkanal. Es entsteht der Eindruck von brennendem Schnee. Der Neuschnee wird vom Mond blau (beachte Fussstapfen!) und von der Lava rötlich beleuchtet.
Der Lavastrom im Februar 1999

Erlebnisbericht von Marco Fulle

Ich kam am Montag, den 22. Februar 1999 beim Rifugio Sapienza an. Der Wind war so stark, dass die Gondelbahn ihren Betrieb eingestellt hatte. So stieg ich zu Fuss auf, doch erreichten die Windböen schon unterhalb der Montagnola Spitzen 150 km/h. Zweimal wurde ich zu Boden geworfen und war gezwungen umzukehren.

Nachts nahm der Wind sogar noch weiter zu und am 23. setzte leichter Schneefall ein. Die Temperatur fiel bei Sapienza von -5 °C am Mittag bis auf -10 °C um 19h00. Im Schneesturm fiel die Sichtweite auf unter 50 Meter.

Ich war total niedergeschlagen, gab alle Hoffnung auf, den Berg noch zu besteigen und war nicht einmal mehr sicher, wann ich nach Hause zurückfahren könnte. Am Morgen des 24. war die ganze Landschaft weiss, doch legte sich um 9 Uhr der Wind. Bald trafen die ersten Autos ein. Die Strasse wurde innerhalb einer halben Stunde vom Schnee gesäubert (Schweizer Organisation in Sizilien!). Auf dem Berg oben wurde der Neuschnee vom Wind weggeblasen, der dort oben immer noch blies.

Ich packte meine Ausrüstung, doch sagten wir Angestellte der Gondelbahn, dass sie wohl den ganzen Tag ausser Betrieb bleiben würde. Bei der Talstation traf ich dann Bruno Hermier, den ich bereits im letzten Oktober bei der Bocca Nuova getroffen hatte. Wir warteten ziemlich ohne Hoffnung eine Weile länger - und siehe da: das Wunder geschah! Eine 70-köpfige Gruppe japanischer Touristen traf ein, und die Gondelbahn begann zu laufen! Scheinbar war das Problem nicht so sehr der Wind...

Um 11:30 verliessen wir Sapienza, um 12:00 waren wir bei der Montagnola und um 13:30 beim Lavastrom, bei dem wir nun während sieben unvergesslichen Stunden bleiben. Das Schauspiel der schwarzen und der roten Lava und des weissen Schnees war unglaublich. Ich hatte wahrhaft Mühe zu entscheiden, was ich fotografieren sollte.

Besonders der Hauptstrom war eindrücklich, da er sich an der Oberfläche etwa 2 m/s schnell bewegte, 3 m breit war und mindestens 5 Kubikmeter Lava förderte. Es gab zwei, je etwa zwei Meter breite Paehoehoe-Ströme, die aus zwei Lavatunneln austraten. Weiter unten flossen diese zusammen, gingen unter einer Lavabrücke durch, die man für ein paar Sekunden betreten konnte (nicht länger wegen der enormen Strahlungshitze). Unterhalb der Brücke gab es einen rund 20 m langen, schnell fliessenden Aa-Lavastrom, der nach einem weiteren Tunnel eine sehr schöne Linkswendung machte. Einen schöneren Lavastrom konnte ich mir kaum vorstellen. Schon tagsüber war die orange Farbe höchst eindrücklich, abends erschien mir die GELBE Farbe wie im Traum.

Das Beste aber war der Abstieg über die Skipiste: Wir verliessen den Lavastrom etwa um 20:00, wanderten über kompakten, trockenen Schnee und erreichten Sapienza ohne Eile um 22:00. Der Mond beleuchtete die wunderbarste Landschaft, die man sich vorstellen kann! Meine Taschenlampe brauchte ich kein einziges Mal! Jupiter und Venus standen in Konjunktion. Nur der Ätna kann mit solch einem unerwarteten, fantastischen Schauspiel aufwarten.

Am 25. Februar waren vom Zug aus, zwischen Acireale und Taormina zwei rund 2 km lange Lavaströme sichtbar, die über den Rand des Valle del Bove hinunterflossen. Das aber ist ein Projekt für nächstes Mal!