Lebenszyklus einer Weissblechdose
Modul IV Alternativen zu Weissblechdosen
Schüler/innen-Modul IV
Anleitung
In den folgenden zwei Stunden müssen Sie folgende Aufgaben lösen:
* Lesen Sie die vorliegenden Texte sorgfältig durch
* Beantworten Sie schriftlich folgende Fragen
* Welche Vorteile und Nachteile weisen die beschriebenen Verpackungenfür
den Hersteller und den Verbraucher auf?
* Welche Vorteile und Nachteile weisen die beschriebenen Verpackungenin
bezug auf die Umwelt auf?
Erstellen Sie dazu zwei Listen folgender Art:
Vor- und Nachteile für den Hersteller und Verbraucher:
Vorteile | Nachteile | |
Frischprodukte | * * |
* * |
Weissblechdose | * * |
* * |
Tiefgekühltes | * * |
* * |
Einwegglas | * * |
* * |
Mehrwegglas | * * |
* * |
Vor- und Nachteile für die Umwelt
Vorteile | Nachteile | |
Frischprodukte | * * |
* * |
Weissblechdose | * * |
* * |
Tiefgekühltes | * * |
* * |
Einwegglas | * * |
* * |
Mehrwegglas | * * |
* * |
* Beantworten Sie aufgrund der Informationen, die Sie zusammengetragen haben, für jede Verpackungen folgende Fragen:
* In welchen Situationen ist die Wahl der Verpackung sinnvoll?
* Wenn eine bestimmte Verpackung gewählt wird: Welche Massnahmen können
getroffen werden, um die Umweltbelastung möglichst klein zu halten?
* Kann eine Verpackung grundsätzlich bevorzugt werden?
* Ist eine Verpackung grundsätzlich zu vermeiden?
* Arbeiten Sie ihre Ergebnisse so auf, dass Sie sie in der folgenden Stunde
Ihren Mitschüler/innen vortragen können.
* Teilen Sie die Arbeit innerhalb der Gruppe sinnvoll auf. Kopieren Sie,
falls nötig, Teile des Textes oder den ganzen Text.
Hintergrundinformationen
1. Konsum und Umweltbelastung: Allgemeine Grundsätze
Um die Umwelt möglichst wenig zu belasten, sollten im Konsumieren von
Produkten folgende Grundsätze befolgt werden. Die Reihenfolge entspricht
auch der Wichtigkeit:
1. VERMEIDEN: Am umweltfreundlichsten ist das Konsumgut, das gar nicht
konsumiert wird. Erstens muss kein Abfall entsorgt werden und zweitens entfällt
auch die Umweltbelastung durch die Produktion (Rohstoffverbrauch, Energieverbrauch
und Schadstoffausstoss).
Konkrete Frage: Will, bzw, kann ich z.B. im Winter auf Erdbeeren verzichten?
2. VERMINDERN: Wenn ich mich entscheide, ein Produkt zu konsumieren,
soll ich es so tun, dass die Umwelt möglichst wenig belastet wird.
Konkrete Fragen: Welche Erbsen konsumiere ich: Frische Erbsen, Dosenerbsen,
selbsteingemachte Erbsen? Müssen die Erbsen weite Strecken transportiert
werden?
3. VERWERTEN: Der entstehende Abfall soll so entsorgt werden, dass die
darin enthaltenen Stoffe wiederverwendet werden können.
Konkrete Frage: Werfe ich die leere Konservendose in den Abfallsack oder
bringe ich sie zum Sammelcontainer?
2. Sinn und Unsinn von Verpackungen
Jedes Produkt, das konsumiert wird, muss unter Aufwendung von Rohstoffen
und Energie und unter Freisetzung von Schadstoffen produziert werden. Am
besten ist es daher natürlich, wenn darauf verzichtet werden kann,
wie wir gesehen haben. Dies gilt in besonderem Mass für Verpackungen.
Andererseits haben Verpackungen auch ihren Zweck. Verpackungen erfüllen folgende Aufgaben:
1. Schutz: Eine Verpackung hält die Ware zusammen und schützt sie vor dem Verderben. Je besser eine Ware verpackt ist, desto länger ist sie im allgemeinen auch haltbar. Dadurch können Nahrungsmittel lange gelagert und auch unabhängig von der Saison konsumiert werden.
2. Transport: Die Verpackung schützt die Ware beim Transport und macht sie besser stapel- und damit transportierbar. Dadurch können auch exotische Lebensmittel importiert werden.
3. Information: Verpackungen enthalten meist für den Verbraucher
wichtige Informationen zur Zusammensetzung, Verwendung, Haltbar-keit und
zum Gewicht und Preis (z. B. Etiketten).
Diese Vorteile sind nicht in jeder Situation gleich wichtig: In der Erdbeersaison,
wenn Erdbeeren überall frisch und günstig erhältlich sind,
ist es wohl kaum sinnvoll, tiefgekühlte Erdbeeren zu kaufen.
Um die Frage nach der richtigen Verpackungsart beantworten zu können,
müssen wir somit auch unsere Bedürfnisse prüfen:
* Will ich Nahrungsmittel unabhängig von der Saison verfügbar haben?
Konkrete Situationen:
* Ist es sinnvoll, im Winter tiefgekühlte Erdbeeren "für
den Gluscht" zu kaufen?
* Handelt eine Mutter richtig, die für den Vitaminbedarf ihrer Kinder
Orangensaft im Tetrapack kauft?
* Muss das Nahrungsmittel lange haltbar sein?
Konkrete Situationen:
* Ist es sinnvoll, für die Party am Abend Dosenbohnen anstelle der
frischen Bohnen im Gestell nebenan zu kaufen?
* Handelt ein Bergsteiger richtig, wenn er frische Sardinen anstelle der
Dosensardinen auf die 2-wöchige Bergtour mitnimmt?
* Will ich Nahrungsmittel, die über sehr weite Distanzen transportiert werden müssen, konsumieren?
* Ist es sinnvoll, im Lebensmittelgeschäft Granny Smith-Aepfel aus
Südafrika zu kaufen, wenn im Gemüsemarkt nebenan Granny Smith-Aepfel
aus der Schweiz verkauft werden?
* Soll ein chinesisches Restaurant auf die importierte original süss/saure
Sauce, die aus China importiert wird, verzichten?
Es ist nicht in jedem Fall leicht, eine allgemeingültige Antwort zu geben. Von zentraler Bedeutung ist aber, dass die Art der Verpackung dem jeweiligen Bedürfnis angepasst wird und die Umwelt nicht gedankenlos belastet wird.
3. Informationen zu den einzelnen Verpackungsarten
a) Frischprodukte
* Grosser Nährwert
* Sehr guter Geschmack
* Wenig Verpackung
* Kurze Haltbarkeit
* Von der Saison abhängig
* Transportdistanz?
b) Weissblechdose
* Nährwert in der Regel gut
* Aufwendige Verpackung
* Verpackungsgewicht relativ klein (wichtig f. Transportenergie)
* Sehr lange Haltbarkeit, leicht transportierbar
* Saisonunabhängig
* Geschmack?
* Transportdistanz?
* Recycling?
Als Hintergrundinformation ist die Frage natürlich von Bedeutung, wozu Weissblechdosen eigentlich verwendet werden. Abb. 1 zeigt die Aufteilung der Inhalte von Weissblechdosen gemäss einer Studie, die 1993 in St. Gallen durchgeführt wurde (Baccini et al. 1993).
Bild in Originalgrösse
Abb.1: Aufteilung der Inhalte von Weissblechdosen in der Schweiz
c) Tiefgekühltes
* Nährwert gut
* Geschmack gut
* Oft aufwendige Verpackung (Fertiggerichte)
* Lange Haltbarkeit, aber nur unter Energieaufwand
* Saisonunabhängig
* Transportdistanz?
d) Einwegglas
* Nährwert in der Regel gut
* Verpackungsgewicht relativ gross
* sehr lange Haltbarkeit, leicht transportierbar
* Saisonunabhängig
* Geschmack?
* Transportdistanz?
* Recycling?
e) Mehrwegglas
* Nährwert in der Regel gut
* Verpackung nicht sehr aufwendig
* Einsparung an Rohstoffen und Energie durch mehrmaliges Wiederverwerten
* Verpackungsgewicht relativ gross
* sehr lange Haltbarkeit, leicht transportierbar
* Saisonunabhängig
* Geschmack?
* Transportdistanz?
4. Daten von bestehenden Oekobilanzen
a) Oekobilanzen von Verpackungen
Der WWF Schweiz hat in seiner Informationsschrift "Info" (Ausgabe
9/95) die Ergebnisse von Oekobilanzen von verschiedenen Verpackungen veröffentlicht.
Nachfolgend die Daten für Tomatenkonserven (Weissblechdose, Tetra-Brick,
Einwegglas und Mehrwegglas).
Die Oekobilanzen basieren auf der Methode der ökologischen Knappheit, die in der Einführungsstunde vorgestellt wurde. Alle Umwelteinwirkungen werden dabei gewichtet und zu einheitlichen Belastungspunkten zusammengezählt, die als Mass für die Umweltbelastung dienen.
Quelle: WWF Schweiz: Oekobilanz Verpackung, Zeitschrift "Info",
Ausgabe Heft Nr 9, 1994
b) Energieaufwand für verschiedene Verpackungsarten von Gemüse
Das KonsumentInnenforum hat 1994 eine Untersuchung veröffentlicht,
in der der Energieaufwand für die Herstellung und den Transport von
Lebensmitteln untersucht wurde. Hier die für uns wichtigen Daten:
Energieaufwand für die Produktion, Verarbeitung
und den Transport von 1 Kilogramm Bohnen (in Liter Heizöl umgerechnet)
Damit Sie nachvollziehen können, wie die Daten zustande gekommen sind, hier die Methodik des Vorgehens:
Quelle: KonsumentInnenforum Schweiz (1994): Haben Sie schon einmal Kilometer gegessen?, Der Energieaufwand für Herstellung und Transport von Lebensmitteln, Broschüre in Zusammenarbeit mit Greenpeace Schweiz, Zürich
c) Oekobilanz für 1000 Biergebinde ^ 33 cl
Obwohl in dieser Studie Bier untersucht wurde, lassen sich die Daten doch
für eine Grobabschätzung für Gemüse verwenden, da sich
die Daten lediglich auf die Verpackungen beziehen. Die Daten für die
Herstellung des Biers sind nicht berücksichtigt (sie sind ja auch bei
allen Gebindeformen identisch). Die Oekobilanz basiert ebenfalls auf der
Methode der ökologischen Knappheit, die in der Einführungsstunde
vorgestellt wurde.
Quelle: Aktion Saubere Schweiz: Abfall und Recycling, eine Dokumentation
für Lehrer, Gemeinden und Umweltinteresierte.
d) Die Sache mit den Vitaminen
Sicher haben Sie auch schon gehört, dass Vitamine durch langes Lagern
oder durch Erhitzen zerstört werden. Lesen wir mal, was ein Fachmann
der Konservenindustrie dazu meint:
Quelle: Sielaff H. (1996): Technologie der Konservenherstellung, 1.Auflage, Behrs Verlag, Hamburg
e) Wie umweltverträglich ist Hors-Sol-Gemüse?
Hors-Sol-Gemüse wird nicht mehr auf dem Acker, sondern in Gewächshäusern
mit Nährlösungen aufgezogen. Zur Umweltverträglichkeit meint
ein Fachmann des WWF folgendes:
Gemüse liefert nicht nur wichtige Vitamine und Mineralstoffe,
es lässt sich auch in Heildiäten einsetzen. Wissen um die Heilkraft
mancher Gemüse ist seit dem Altertum überliefert. So gibt es Gemüse,
die den Blutdruck senken helfen, andere entschlacken und entwässern
den Körper. Rohes Gemüse enthält die wertvollen Inhaltstoffe
optimal. Umgekehrt wird manches Gemüse erst durch das Garen schmackhaft,
etwa Kartoffeln, Schwarzwurzeln, Auberginen, Spargeln, Broccoli oder Artischocken.
Grüne Bohnen wiederum enthalten den giftigen Wirkstoff Phasill, der
Uebelkeit verursachen kann und erst durch den Kochprozess unschädlich
wird.
Für eine vitamin- und mineralstoffschonende Zubereitung gilt:
* möglichst frische Zubereitung (jedes Warmhalten und Aufwärmen
bringt Verluste)
* unter fliessendem Wasser kurz waschen
* Gemüse dämpfen oder dünsten (nicht im Wasser kochen)
So schön sich die Vielfalt an Gemüse dem Auge präsentiert, die Qualität hält nicht mit. Statt einer Fülle von Varianten werden nur wenige für Monokulturen und Gewächshausanbau geeignete Standardsorten gezogen: druckfest und transportfähig sollen sie sein.
Eine technische Fortentwicklung der Gewächshäuser ist der bodenlose Hors-Sol-Anbau. In Holland und Belgien ist diese Anbauweise schon längst dominierend. In der Schweiz hat sie eine wachsende Bedeutung. Sollte sich diese industrielle Anbauform weiter ausbreiten, wird sie das Verschwinden traditioneller Familienbetriebe noch beschleunigen. Im Moment steht inländisches Hors-Sol-Gemüse ebenso wie solches aus Erdkultur unter Grenzschutz vor Auslandeinfuhren. Durch diese Protektion treten inländische Hors Sol-Tomaten zu Freiland-Tomaten aus Spanien in Konkurrenz. Ein ökologischer Unsinn: In einheimischen Hors Sol-Tomaten steckt dreimal soviel Energie wie in hier gekauften Tomaten, die in Südspanien unter Plastiktunnels gezogen wurden. Am wenigsten Fremdenergie braucht die Kultivierung von einheimischen Freilandtomaten. Doch selbst mitten im Sommer gibt es in unseren Läden Gurken, Tomaten und Peperoni aus Hors Sol-Produktion. Noch gibt es nicht einmal eine gesetzliche Deklarationspflicht.
Wer sicher gehen will, erstklassiges Gemüse zu essen, wählt Saisongemüse aus kontrolliert biologischem Anbau, gekennzeichnet mit der grünen Knospe. So schmecken der knackige Salat und die appetitliche Gemüseplatte am besten.
Saisontabelle für Gemüse
Bild in Originalgrösse
Quelle: WWF Schweiz: Konsum & Umwelt, Zeitschrift /Info", Ausgabe
Juli 1993