Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)

Plan der Altstadt von Pompeji

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Die oskische Altstadt ist sehr gut erkennbar an den unregelmässig geführten Strassen in der Regio VI und der Regio VIII. Ihre Fläche betrug ca. 9 ha. Es handelt sich dabei um eine typisch italische Siedlung mit einem zentralen Forum, das begrenzt wird durch den Decumanus (Hauptstrasse von O nach W, endend bei der Porta Marina) und durch den Cardo (Hauptstrasse von N nach S längs dem Forum).
Nebenbei bemerkt: Die Einteilung der Stadt in Regiones stammt von den Archäologen. Diese haben auch in jeder Regio die Insulae durchnummeriert, ebenso die Häuser in jeder Insula. So kann man jedes Haus nach Regio, Insula und Hausnummer finden.


Das Forum Triangolare befindet sich auf dem Plan unten neben dem Theater. Es lag damals noch ausserhalb der Stadt. Gebaut wurde an diesem markanten Punkt ein dorischer Tempel als sichtbares Zeichen der griechischen Präsenz.

Nach der Niederlage der Etrusker wurde die Stadt gegen N nach griechischem Städtebaumuster erweitert (geometrische Anordnung des Strassennetzes in der Regio VI).


Die samnitische Periode war für Pompeji eine Blütezeit. Das Stadtgebiet wurde beträchtlich erweitert auf ca. 63.5 ha (Umfang 3104 m). Die Ausdehnung erfolgte nach N, dann v.a. nach NO und O. Dieses Areal war aber nie vollständig besiedelt.
Geprägt ist das neue Gebiet durch die regelmässige Anlage der Strasse (gr. Vorbild). Der Decumanus wurde leicht abgewinkelt als Verlängerung des Altstadt-Decumanus weitergeführt. Den neuen Cardo bildete die Strasse zwischen der Porta Vesuvio im N und der Porta Stabia im S
(siehe den Plan oben).
Die weitere Unterteilung des neuen Stadtgebietes erfolgte durch Gassen in länglichen Blöcken für die Häuserviertel (Insulae).

Ein Mauerring, vermutlich aus Pappamonte-Tuff (lokaler, schwarzer Tuff) umschloss das neue Stadtgebiet; er hatte 12 Türme und 8 Tore. Er folgte nach strategischen Überlegungen der günstigsten Verteidigungslinie und sicherte v.a. im N und NO das von keiner natürlichen Geländeformation geschützte Vorfeld der Stadt.


"Cornelia" = nach dem Koloniegründer L. Cornelius Sulla
"Veneria" = "unter dem Schutz der Venus" (Venus wird zur Hauptgottheit Pompejis).

Pompeji blieb zwar ein municipium (Stadt mit röm. Bürgerrecht, das allerdings nur in Rom ausgeübt werden konnte), aber es musste röm. Kolonisten aufnehmen. Nach einer gewissen Zeit von Spannungen wurden offensichtlich zwischen einheimischer Bevölkerung und Kolonisten Arrangements getroffen; manche der Veteranen legten offenbar gar keinen Wert darauf, nach Pompeji zu kommen und verkauften ihr Land wieder den alten Eigentümern. Ungefähr seit der Zeit Cäsars gab auf jeden Fall wieder die alte Oligarchie in Pompeji den Ton an.

Die Eingliederung ins römische Reich bedeutete einerseits neue Entwicklungen (Latein als Sprache, Bauten, wirtschaftliche Entwicklungen), aber historisch gesehen geschah nichts mehr.

 


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