Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)
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Neue Zürcher Zeitung Ressort Zürich und Region, 18. April 2001, Nr.89, Seite 43
Ein Grabhügel aus der Eisenzeit
Archäologische Funde in Kloten und Oberweningen
Archäologie wird meist einseitig mit Grabungsarbeit gleichgesetzt, obschon erst deren Auswertung genaue Aussagen über die Funde erlaubt. Anhand von zwei Fundstellen - eines eisenzeitlichen Grabhügels bei Kloten und Teilen eines römischen Gutshofs in Oberweningen - hat die Kantonsarchäologie Einblick in laufende Arbeiten gegeben.
rib. Das Bild des weltfernen Wissenschafters, der mit Pinzette und Pinsel liebevoll Quadratmeter um Quadratmeter einer Fundstelle bearbeitet und durch seinen Forschereifer Bauverzögerungen verursacht, trifft für die weitaus meisten archäologischen Grabungen nicht zu. Einerseits werden die Fundstellen meist in Rettungsgrabungen - und das heisst oft unter grossem Zeitdruck - untersucht. Anderseits können archäologische Untersuchungen in vielen Fällen frühzeitig in die Bauplanung einbezogen werden, womit sich Zeitverluste minimieren lassen. Das Klischee liegt bauch deshalb schief, weil es die auf die Grabung folgenden Auswertungsarbeiten ausblendet. Erst durch sie wird es möglich, exakte Aussagen zu den Funden zu machen und diese in einen Zusammenhang einzuordnen. Anhand zweier Fundstellen, eines eisenzeitlichen Grabhügels bei Kloten und Teilen eines römischen Gutshofs in Oberweningen, hat die Kantonsarchäologie gestern über laufende Auswertungsarbeiten orientiert - wie Kantonsbaumeister Stefan Bitterli sagte, nicht zuletzt, um noch immer herrschende falsche Vorstellungen von der Archäologie zu korrigieren.
Ein Grab und acht Keramikgefässe
Besondere Bedeutung kommt einem im Herbst letzten Jahres untersuchten Grabhügel zu. Die im Hagenholz gelegene Fundstelle aus der älteren Eisenzeit (800 bis 450 v. Chr.) war seit rund fünfzig Jahren bekannt. Eine Untersuchung wurde allerdings erst ins Auge gefasst, nachdem rasch fortschreitende Zerstörungen durch Bodenerosion festgestellt worden waren. Bei den Sicherungsarbeiten trat unter einer Geröllschicht ein um 700 v. Chr. entstandenes Kremationsgrab mit Beigabengefässen zutage. In einem als Urne verwendeten Keramiktopf fanden sich Teile von menschlichen Knochen. Daneben wurden ein Messer aus Eisen und sieben weitere Gefässe gefunden, die einst Speisen oder Getränke enthalten hatten. Die Untersuchung der Knochenteile zeigte, dass im Grabhügel zwei Menschen gemeinsam bestattet waren. Wegen der Kleinteiligkeit der Knochenreste konnte ihr Geschlecht nicht bestimmt werden; es dürfte sich aber um eine erwachsene und eine jugendliche Person handeln.
Die Untersuchung des Fundplatzes hat zudem Anhaltspunkte für den Ablauf der Kremation geliefert. Auf dem Bestattungsplatz scheint zuerst ein Scheiterhaufen errichtet worden zu sein. Nach der Kremation wurden die Knochenreste in einer Urne gesammelt. Diese wurde dann mit den weiteren Gefässen in die Asche des Kremationsplatzes gestellt, wahrscheinlich mit einer Holzkiste verschalt und mit Steinen gedeckt. Darüber wurde der Grabhügel aufgeschüttet, der mehr als zwei Meter hoch gewesen sein dürfte. Am Rand des heute rund anderthalb Meter hohen und auf einer Seite stark zerstörten Hügels fand sich ein zweites Grab aus der Zeit um 500 v. Chr., von dessen Beigaben sich aber nur noch ein Gefäss erhalten hat. Laut Erwin Rigert, dem Projektleiter der Grabung, handelt es sich um einen der besterhaltenen eisenzeitlichen Grabhügel im Kanton.
Weitere Teile des Oberweninger Gutshofs
Mosaiksteine zum Bild des Kantons in römischer Zeit liefern die Grabungen im Bereich des seit längerem bekannten römischen Gutshofs in Oberweningen. Die neu gefundenen Reste, ein Wirtschaftsgebäude und ein quadratischer Bau (ein Tempel?), bieten wichtige Hinweise auf Grösse und Lage des Ökonomieteils der Anlage. Als vorbildlich rühmte die zuständige Ressortleiterin Bettina Hedinger die Zusammenarbeit mit Grundeigentümern und Behörden. Die Kantonsarchäologie sei mit Beginn der Planungsarbeiten einbezogen worden, was eine ideale Abstimmung der Arbeitsschritte gestatte. Neues hatte sie vom bisher spektakulärsten Fund zu berichten: der bronzenen Minervabüste (NZZ 13. 2. 01). Die Untersuchung zeigte, dass sie hohl gegossen und mit einem Kern aus einem schwereren Material aufgefüllt wurde; dies lege die Vermutung nahe, dass es sich um einen Gewichtsstein handelt.
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