Guadeloupe und Martinique
La Soufrière Geologie, die Krise von 1976-1977 und Evakuation
Guadeloupe gehört zu den Kleinen Antillen und besteht aus neun Inseln. Die grössten sind Basse-Terre (848km2) und Grande-Terre (590km2). Sie werden getrennt durch einen natürlichen Meerskanal, Rivière Salèe. Der Grand-Découverte Soufrière-Vulkankomple (GDS) auf Basse-Terre ist mindestens 200'000 Jahre alt.
Basse-Terre besteht aus mehreren, bis zu 3 Millionen Jahre alten vulkanischen Zentren, deren höchster Punkt durch die Staukuppe der La Soufrière gebildet wird (1467m.ü.M.). Diese bildete sich während der letzten magmatischen Eruption etwa im Jahr1440. Der GDS-Komplex wird heute als nach wie vor aktiv eingestuft.
Guadeloupe, wegen der Form auch "Schmetterlingsinsel" genannt, vom Weltraum aus gesehen. Bild NASA.
Der GDS-Komplex wird durch ein rund 8 km breites Massiv aus Alkalibasalten und Andesiten gebildet. Während sukzessiver Eruptionsphasen kam es auch zum Kollaps ganzer Sektoren der Insel. Chlorhaltige Gasaustritte verursachen die einzige waldfreie Zone in der ansonsten stark überwachsenen Insel. Nach der Entstehung der Staukuppe von 1440 traten weitere Laven 1550 und 1600 aus. Seither wurden nur noch phreatische Explosionsphasen beobachtet und zwar 1690, 1797-98, 1812, 1836-37, 1956 und 1976-77.
Eine unnötige Evakuation?
Die letzte phreatische Explosionsphase von Juli 1976 bis März 1977 war besonders heftig. Ihr ging ein ganzes Jahr mit erhöhter seimischer Tätigkeit voraus und verunsicherte die einheimische Bevölkerung sehr stark. Unter den Wissenschaftlern entbrannte ein Streit darum, ob in den Förderprodukten juveniles Magma enthalten sei (was höchste Gefahr bedeutet hätte). Schlussendlich wurden mehr als 60'000 Menschen von Basse-Terre evakuiert, und zwar vom 15. August bis zum 15. Dezember 1976. Tatsächlich gab es im August und November starke Explosionen, doch trat die Eruption nie in eine magmatische Phase ein. Schliesslich nahm die Aktivität von November 1976 bis Juni 1977 ab, als die Krise als beendet deklariert wurde. In der Folge erschienen zahlreiche Veröffentlichungen, zum Teil mit sehr widersprüchlichen Standpunkten. Immerhin profitierte die Forschung durch verstärkte Finanzmittel für die Vulkanbeobachtung und -erforschung.
Obwohl die Bevölkerung damals stark unter den Auswirkungen der Eruption leiden musste (Erdbeben, vulkanische Wasser- und Luftverschmutzung und anderes), meinten später viele rückblickend, die monatelange Evakuation sei überflüssig oder zumindest übertrieben gewesen. Tatsächlich war die Eruption ja nie magmatisch geworden. Demgegenüber meinen heute die meisten Vulkanologen, dass sie aufgrund der damals zur Verfügung stehender Daten völlig gerechtfertigt gewesen sei. Zudem wäre das Krisenmanagement heute, so die gleichen Vulkanologen, noch viel schwieriger, da die Bevölkerung innerhalb der gefährdeten Zone stark angewachsen ist.