Bilder zum Rohstoff Kautschukvon Robert Schmid-Sandherr Naturkautschuk gewinnt man aus dem milchigen Saft der Pflanze Hevea Brasiliensis, einem Urwaldbaum,
der in Amazonien beheimatet ist. Die äussere Rinde wird mit einem scharfen Messer angeschnitten, worauf für einige Stunden der weisse
Saft, Latex genannt, in ein Auffanggefäss tropft. Die Sammler müssen im tropischen Regenwald zwischen den einzelnen Bäumen grosse
Strecken zurücklegen, was das Anschneiden und Einsammeln mühsam macht. Es ist daher aus wirtschaftlichen Gründen nahe liegend, diese
Bäume in Baumschulen zu züchten und in Plantagen-Monokulturen anzubauen. |
Samenkapsel und Samen der Hevea Brasilinensis, Malaysia | Samenkapsel, Malaysia | Junge Kautschukpflanzen, Malaysia | Kautschuk-Monokultur, Mindanao Philippinen | Luftaufnahme Kautschukplantagen, Malaysia |
Anschneiden der äusseren Rinde mit speziellem Messer, Malaysia | Anschneiden der Rinde im V-Schnitt, Sri-Lanka | Auffangen des flüssigen Latex mit Plastikbehälter, Philippinen | Latexsaft einsammeln Myanmar | Latexsaft einsammeln, Malaysia |
Latexsaft transportieren, Myanmar | Latexsaft koagulieren durch Beigabe von Ameisensäure. Es entstehen schwammartige „Matten“, Brunei | Auspressen der „Matten“ zwischen Rollen ergibt Rubber Sheets, Myanmar | Räuchern der Rubber Sheets zu Rubber Sheets Smoked, Brunei | Koagulation in langen Trögen ergibt lange „Latexmatten“, welche anschliessend zu einem Granulat zerhackt werden, Malaysia |
Block von Heveacrumb nach Heisslufttrocknung, Malaysia | Aufhängen der feinen Crepes, Malaysia | Zum Verkauf zusammengewickelte Crepes, Malaysia | Latexzentrifugen, Herstellung von Latexkonzentrat, Firestone, Liberia | Tankschiff bringt Latexkonzentrat von Monrovia nach Houston, Liberia |
Brasilien wollte sich seine Monopolstellung auf Dauer erhalten und verbot daher den Export von Samen des Kautschukbaumes. Dem Engländer
Wickham gelang es aber doch, in einem hohlen Spazierstock Samen nach England zu schmuggeln und in den Treibhäusern von Kew Gardens keimen
zu lassen. Da der Kautschukbaum aber das heisse, feuchte Klima des tropischen Regenwaldes braucht, brachten die Briten Pflänzchen in ihre
Kolonie Singapur, wo sie ausgezeichnet gediehen. Millionenfach vermehrt, begann man in Südostasien grosse Plantagen mit Kautschukbäumen
aufzubauen und lange war Malaysia der grösste Produzent. Thailand liegt mit 2,4 Millionen Tonnen an der Spitze, gefolgt von Indonesien
mit 1,6, Indien mit 0,65, Malaysia mit 0,6 und China mit 0,5 Mio. Tonnen. In Westafrika entstanden Plantagen an der Elfenbeinküste und
in Liberia. Die Weltproduktion von Naturkautschuk liegt bei rund 7 Mio. Tonnen pro Jahr. Der Kautschukbaum wird jeden zweiten Morgen
spiralförmig auf einer Seite angeschnitten, und der Latexsaft läuft für rund zwei Stunden ins Sammelgefäss. Am späteren Vormittag beginnt
das Einsammeln in grossen Kesseln, welche zu Sammelstellen getragen werden. Nach einigen Jahren ist die Rinde auf der einen Seite des
Baumes bis zum Boden aufgebraucht, und man beginnt das Anschneiden der andern Seite. Inzwischen regeneriert sich die Rinde. Traditionell
wird Naturkautschuk im Produktionsgebiet in eine haltbare und transportierbare Form gebracht. Folgende Methoden werden angewandt:
- Gerinnen der Latexmilch in einer Wanne, welche mit Blechen unterteilt ist, durch Beigabe von Ameisensäure. Die schwammartigen
„Matten“ werden zwischen Rollen ausgepresst und an der Sonne oder in einem Räucherhaus zu Rubber Sheets Smoked verarbeitet
- Gerinnen der Latexmilch in langen Trögen und dünnwalzen der „Matten“ zu sog. Crepes
- Gerinnen der Latexmilch in langen Trögen und Zerhacken der „Matten“ in ein Granulat. Anschliessend trocknen mit Heissluft. Es
entstehen goldfarbene Blöcke, sog. Block Rubber oder Heveacrumb
- Vermischen der Latexmilch mit Ammoniak, was das Gerinnen verhindert. Eindicken in Zentrifugen zu sog. Latexkonzentrat. Transport
in flüssiger Form in Tanks bis zu den Fabriken
Der Grossteil des Naturkautschuks wird in den USA, Japan, China, Deutschland und Frankreich zu Autoreifen, Schaumstoffen und Dichtungen
verarbeitet. Naturkautschuk steht seit dem 2. Weltkrieg im Wettbewerb zu synthetischem Kautschuk, welcher aus Erdöl hergestellt wird. Zwar
kann man synthetischen Kautschuk ganz speziellen Verwendungszwecken anpassen, der Naturkautschuk ist aber anpassungsfähiger z.Bsp. an
Hitze und Kälte. Heutzutage werden ein Drittel Naturkautschuk und zwei Drittel synthetischer Kautschuk verwendet. Steigende Erdölpreise
machen allerdings Naturkautschuk wieder attraktiver. Um den klebrigen Kautschuk zu haltbarem, elastischem Gummi zu verarbeiten, muss man
ihm Schwefel beigeben und erhitzen. Diesen Prozess nennt man Vulkanisieren. Aus Latexkonzentrat werden sog. Tauchprodukte, z.Bsp.
medizinische Handschuhe und Kondome hergestellt. In Malaysia sind in den letzten Jahren viele Kautschukplantagen geschlossen und durch
Oelpalmen ersetzt worden, welche höhere Einnahmen pro Hektar versprechen. |