Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)
Klassische Sprachen |
Lerntipps Latein für Erstklässlerinnen und Erstklässler
Zwei Arten des Lernens begegnen dir im Latein:
- Lernen durch Schanzen (oder Büffeln oder Ochsen usw.)
- Lernen durch Verstehen
- Lernen durch Verstehen und Schanzen
1. Wörter lernen oder die Ochsentour
Wir kommen nicht darum herum, lateinische Wörter zu lernen. Das ist nicht immer angenehm. Es ist manchmal wirklich eine Ochsentour. Es beansprucht neben dem Hirn auch die "vier Buchstaben" und gutes Sitzleder...
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, wie man Wörter büffeln kann. Zum Beispiel kann man versuchen, sie einfach aus dem Ordner zu lernen, indem man sie durchgeht, sie sich einzuprägen versucht, nachher die deutsche Bedeutung zudeckt und sich selber abfragt.
Beim Lernen benützt der Mensch die Sinneskanäle als Eingänge zu seinem Hirn, in welchem das Gelernte gespeichert werden soll. Manche Menschen lernen besser mit den Augen, andere über das Gehör usw. Sicher ist aber, dass alle am besten lernen, wenn sie möglichst viele Sinne aktivieren und als Zugangskanäle zum Speicher im Hirn benützen, also:
(Die Wörter ausserdem noch mit der Nase zu beschnüffeln, ist zwar möglich, bringt aber vermutlich nichts....)
Du kannst also z.B. die Wörter paarweise auf Zettel schreiben, sie laut vorlesen, sie zudecken und dich dann mündlich oder schriftlich kontrollieren.
Eine etwas aufwändige - vielleicht dürfen wir bald wieder "aufwendig" schreiben - Methode, die sich aber langfristig bestens auszahlt und alle beteiligten Sinne aktiviert, ist die
Man richtet eine Schachtel her (z.B. Schuhschachtel, ca. 30 cm lang). Man kann natürlich auch einen Karteikasten kaufen.
Diese Schachtel wird in Fächer aufgeteilt - gekaufte Karteikästen haben oft verstellbare Trennwände, mit denen die Fächer eingerichtet werden können -, wobei du in der Probezeit sicher noch nicht alle Fächer benötigst:
Vorgehen
1.) Es sind z.B. 13 Lateinwörter als Hausaufgabe aufgegeben:
- 13 Kärtchen schreiben, wobei beim
Schreiben das lateinische Wort und dessen deutsche Bedeutungen
laut gesprochen werden:
- Vorderseite und gross: lateinisches Wort (auf der vorderen Seite sollte noch so viel Platz sein, dass du später Nachträge anbringen kannst. Schaff dir also nicht zu kleine Kärtchen an - z.B. sind Schreibkarten im Format A5 nicht schlecht).
- Vorderseite oben und klein: Nummer der Lektion (dies erleichtert das Auffinden der Karten, falls du die Wörter einmal nach Lektionen repetieren musst).
- Rückseite und gross: deutsche Bedeutung.
- Rückseite unten und klein: z.B. bekannte Fremdwörter oder Eselsbrücken (die Wörter werden natürlich in der Stunde besprochen, notiere dir dabei Fremdwörter usw.).
- Den Stapel durchgehen, dabei laut sprechen.
- Sich kontrollieren, also z.B. das lateinische Wort sprechen, die deutschen Bedeutungen angeben, dann die Karte umdrehen und kontrollieren, ob die Bedeutungen richtig gewesen sind.
- Richtig gewusste Wörter ins Fach 1 legen, bis keine Kärtchen mehr übrig sind.
- Sicherheitshalber den ganzen Stapel noch einmal durchgehen, bis wirklich auch das hinterste und letzte Wort den Transfer ins Hirn geschafft hat!
- Am nächsten Tag:
- Wörter im Fach 1 repetieren - im Hirn behaltene Wörter ins Fach 2 legen, die anderen ins Fach 1.
- Falls neue Wörter als Aufgabe
aufgegeben sind:
Neue Kärtchen schreiben, zusammen mit den Kärtchen im Fach 1 lernen, wie es oben beschrieben ist.
Sonst: Fach 1 repetieren, wie es oben für das Lernen beschrieben ist.
2.) Wenn das Fach 2 voll ist:
- Selbständig die Karten im Fach 2 repetieren.
- Die Karten der Wörter, die das Hirn behalten hat, ins Fach 3 legen, die aus dem Hirn abgehauenen wieder ins Fach 1 legen und neu lernen, wie es oben beschrieben ist.
3.) Wenn das Fach 3 voll ist:
- So viele Karten aus dem Fach 3 nehmen, dass Platz da ist für weitere Karten von Wörtern aus dem Fach 2, die das Hirn nicht verlassen haben.
- Die aus dem Fach 3 herausgenommenen Wortkarten repetieren.
- Die Karten derjenigen Wörter, die das Hirn behalten hat, ins Fach 4 legen, die aus dem Hirn verdufteten wieder ins Fach 1 legen und neu lernen, wie es oben beschrieben ist.
4.) Wenn das Fach 4 voll ist: Na, wie geht es wohl weiter?
Vorteile dieser Methode:
- Du kannst Kärtchen zum Repetieren überallhin mitnehmen (Bus, Bahn usw.).
- Wenn du regelmässig mit dieser Methode arbeitest, hast du immer wieder die hartnäckigen Wörter vor dir, also die Wörter, denen es in deinem Hirn partout nicht gefällt.
- Du konzentrierst dich wirklich voll auf die hartnäckigen Wörter. Wörter, die z.B. bereits das Fach 3 oder sogar 4 erreicht haben, haben eine sehr grosse Chance, auch noch länger im Hirn sitzen zu bleiben.
Übrigens: Nicht nur Fremdwörter und Eselsbrücken helfen den Wörtern, ins Hirn einzudringen. Du kannst auch zusätzliche Hilfen beim Lernen schaffen, indem du z.B. Wortkarten nach Inhalten oder Gegensätzen oder alphabetisch oder nach Wortarten usw. zusätzlich ordnest. Der Fantasie sind beim Erfinden solcher Ordnungen keine Grenzen gesetzt. Auch beim Erfinden von Eselsbrücken nicht - Eselsbrücken sind immer richtig! (aqua das Wasser - vinum der Wein - der Teufel hol das verfluchte Latein! - Jetzt hast du mit jeder Garantie schon zwei Wörter gelernt!)
Und noch einmal übrigens: Lerne neue
Wörter immer auf die Stunde, auf die sie als Aufgabe
gestellt sind. Am besten lernst du sie in Portionen von 8 bis 13
Stück.
Wenn du sie nicht regelmässig lernst, dann sitzt du am Vorabend
der Prüfung vor einem Wörterberg, und dein armes Hirn
wird dich dafür mit einer Mega-Revolution oder einem
Super-Streik bestrafen!
Was der Mensch verstanden und getscheckt hat, das er lernt er immer leichter als unverstandenes Zeugs.
Im Fach Latein betrifft "Lernen durch Verstehen" vor allem die Regeln der sogenannten Satzlehre. Diese Regeln geben an, wie man einzelne Wörter zu ganzen Sätzen zusammenfügt. Hier ist es besonders wichtig, dass du diese Regeln während des Unterrichts voll und ganz schnallst. Beim Nach-Lernen zuhause genügt dann oft eine kleine Repetitionsanstrengung.
Übrigens: Ein kluger Mensch hat einmal
gesagt: "Man hat dann Einsteins Relativitätstheorie verstanden,
wenn man sie auch seinen Grosseltern erklären könnte".
Also: Wenn du irgendjemandem - z.B. einem Kameraden oder einer
Kameradin, die krank gewesen sind - eine Regel der Grammatik mit
eigenen Worten so erklären kannst, dass sie drauskommen, dann
hast du sie wirklich intus!
3. Lernen durch Verstehen und Schanzen
Diese Kombination betrifft v.a. die lateinischen
Formen - sie müssen ebenfalls gebüffelt werden.
(Formen gibt es auch im Deutschen, z.B. haben - ich habe - du hast
usw.)
Diese Aufgabe wird dir dadurch erleichtert, dass
die Formen in Tabellen eingetragen werden. Diese Tabellen
haben alle einen bestimmten Aufbau: Sie sind gesetzmässig
gestaltet. Wenn du den Aufbau dieser Tabellen verstanden hast,
fällt dir das Lernen der Formen leichter.
Leichter fällt das Schanzen von Formen auch demjenigen Kind, das
nicht nur schanzt, sondern weiss und verstanden hat, wie
solche Formen zusammengesetzt werden.
Na klar doch: