Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)
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Quelle:
Neue Zürcher Zeitung Ressort Feuilleton, 12. März 2001, Nr.59, Seite 27
Meerjungfrau
Archäologische Entdeckungen in Griechenland
Ein Grabungsteam unter Leitung von Georg Ladstätter (österreichisches Archäologisches Institut, Wien) hat in den spätklassischen Ruinen der Stadt Aigeira an der Nordküste der Peloponnes zum Golf von Korinth einen prächtigen, leider nicht völlig erhaltenen Mosaikboden freigelegt. Es handelt sich um ein künstlerisch hochwertiges zweifarbiges Kieselmosaik. Sein grösster intakter Teil im Ausmass von zwei mal vier Metern zeigt als Zentralmotiv eine Nereide (Meeresjungfrau), die auf einem Hippokampos (Seepferdchen) reitet. Am umlaufenden Tierfries sind fünf Greifvögel und drei Panther erhalten. Keines der Tiere gleicht in seinen unterschiedlichen Bewegungsformen und Anordnungen dem anderen. Die grossen Ecken des Bodenmosaiks - die Basen betragen über drei Meter - bestehen aus vielgestaltigen Palmetten und Blüten, die in einer bewegten Anordnung von Ranken zusammengefasst sind. Motivwahl, Ikonographie und Ausführung des bichromen Mosaiks sind den schon früher ausgegrabenen Kieselmosaiken im Raum Korinth und Sikyon verwandt. Besondere Affinität besteht zu dem berühmten, von der Schweizer Archäologischen Schule in Griechenland entdeckten «Mosaikenhaus» in Eretria auf der Insel Euböa. - Fast gleichzeitig stiess in der prähistorischen Innenstadt von Kolonna auf der Insel Aigina Florence Felter von der Universität Salzburg auf einen regelrechten «Hort» meist goldener und zum Teil auch silberner Schmuckstücke. Dabei handelt es sich um zusammengebogene Goldnadeln und Armreifen, besonders schöne Gold- und Silberanhänger sowie Perlen verschiedener Form aus Perlmutter, aber auch Bergkristall und Edelmetall. Es dürfte sich um einen der bedeutendsten urgeschichtlichen Schmuckfunde auf griechischem Boden handeln.
Heinz Gstrein
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