Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)

 

Logo

Klassische Sprachen
Latein, Griechisch
KZU


Quelle:

Neue Zürcher Zeitung Ressort Inland, 4. Januar 2001, Nr.2, Seite 12

 

Englisch als Unterrichtssprache am Gymnasium

Pilotprojekt «bilinguale Matur» in Baselland

fs. Liestal, 3. Januar

Ein neuer Akzent im schweizerischen Disput um den Englisch-Unterricht an Schweizer Schulen wird am Gymnasium im basellandschaftlichen Hauptort Liestal gesetzt: Im kommenden Schuljahr wird erstmals eine (allenfalls auch eine zweite) Klasse gebildet, in der einige Fächer in englischer Sprache unterrichtet werden. Der neue Lehrgang steht Schülerinnen und Schülern offen, die im Progymnasium Lateinisch belegt haben und am Gymnasium Lateinisch oder Griechisch als Schwerpunktfach wählen. Zunächst werden die drei Fächer Mathematik, Physik und Geschichte in Englisch erteilt und auch geprüft. Im zweiten Schuljahr sollen weitere Fächer (Geographie und Turnen) dazu kommen. Der Unterricht wird von Lehrkräften erteilt, die entweder englischer Muttersprache oder bilingue sind. Zu besetzen sein werden zunächst drei Stellen; sie sind ausgeschrieben, und es haben sich laut Guy Kempfert, Rektor des Gymnasiums Liestal, bereits etliche Bewerber gemeldet. Auch an Interesse auf Seiten der Schülerschaft soll es nicht fehlen. Aufnahmetests werden keine zu absolvieren sein.

Verschiedene Ziele

Mit dem Liestaler Pilotprojekt einer «bilingualen Matur» in Deutsch und Englisch werden verschiedene Ziele verfolgt. Es ist zum einen als Antwort auf das dramatische Absinken der Zahl der klassischen Latein-Maturitätsprüfungen gedacht. Den Grund dafür sieht Kempfert weniger im Inhalt des Fachs, sondern im neuen Maturitäts-Anerkennungs-Reglement, welches Latein in Konkurrenz zu modernen Sprachen wie Englisch und Spanisch gebracht habe.

Der neue Ausbildungsweg steht aber auch unter dem Titel der Begabtenförderung. Schüler mit Latein oder Griechisch seien sprachlich besonders gut vor- und ausgebildet und auch besonders leistungsbereit, sagt Kempfert, von Haus aus Lehrer für Englisch und Geschichte. Latein als Weltsprache der Antike sei immer noch die beste Grundlage für vertiefte Sprachkenntnisse und Englisch als Weltsprache Nummer eins unserer Zeit eine Voraussetzung für Studium und Beruf, begründet er die Kombination dieser beiden Sprachen im neuen Maturatyp, der zu einer breit abgestützten sprachlichen Ausbildung führen soll. Möglich sei später auch die Einführung einer bilingualen Matura mit Französisch oder Italienisch als zweiter Unterrichtssprache.

16 Lektionen in Englisch

Insgesamt kommen die Schüler des neuen Maturitätsganges auf 16 Lektionen in englischer Sprache pro Woche, 3 Lektionen eigentlicher Englisch-Unterricht inbegriffen. Latein oder Griechisch figurieren mit 5, der spezifische Deutsch-Unterricht mit 4 und Französisch mit 3 Lektionen wöchentlich im Lehrplan. Zur Vertiefung der Kenntnisse von Sprachen und Kulturen sind zwei Bildungsreisen nach London sowie nach Rom beziehungsweise Griechenland vorgesehen. Schüler, die mit den bilingualen Anforderungen nicht zurecht kommen, können in «normale» Klassen umsteigen.

 


Zurück zur Seite "Varia 2001"

Zurück zur Seite "Varia"