Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)

 

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Quelle:

Neue Zürcher Zeitung Inland, 28. Oktober 2000, Nr.252, Seite 16

 

Von römischen Mosaiken und Ziegeln

Ein neues Museum im freiburgischen Vallon

1970 wurden im Weiler Carignan in Vallon Fragmente von Leistenziegeln aus der Römerzeit entdeckt. Im Mai 1985 wurde ein gut erhaltenes Mosaik freigelegt. Es folgten weitere wertvolle Funde, und allmählich zeigten sich die Überreste eines grossen römischen Baus in L-Form. Um diese Trouvaillen der Nachwelt zu erhalten, ist mit öffentlichen und privaten Geldern ein Museum darüber errichtet worden.

mer. Vallon, 27. Oktober

Vallon, ein kleiner Ort im freiburgischen Broye-Bezirk mit knapp 280 Einwohnern, liegt wenige Kilometer vom waadtländischen Payerne entfernt. Nun ist dieses Dorf mit bedeutenden Funden aus römischer Zeit über Nacht bekannt geworden. Dass dieses Gebiet einst von den Römern besiedelt war, ist seit langem bekannt und kann in jedem Geschichtsbuch nachgelesen werden. Wiflisburg beziehungsweise Avenches, die ehemalige römische Kolonialstadt Aventicum mit dem bekannten Amphitheater, ist nur wenige Kilometer von Vallon entfernt.

Von ersten Funden zum Mosaik

In dieser geschichtsträchtigen Umgebung teilte Ende 1970 ein Mitarbeiter des Tiefbauamtes des Kantons Waadt der damaligen Kantonsarchäologin des Kantons Freiburg mit, dass er auf einem Grundstück in der Aufffüllschicht einer Wasserleitung im Weiler Carignan in Vallon Fragmente von Leistenziegeln gefunden habe. Ab diesem Moment überwachte der kantonale archäologische Dienst die Parzellierungsarbeiten auf dem besagten Grundstück, und 1982 durchgeführte Sondiergrabungen liessen mit der Freilegung der östlichen Ecke eines Gebäudes und den damit verbundenen Funden (Goldring) erahnen, was dort noch vergraben sein könnte.

Im Frühjahr 1985 wurden an der nämlichen Stelle Grabungen unternommen mit dem Ziel, die exakte Ausdehnung der römischen Baute zu erkennen, und dabei wurde ein Stück eines Fussbodenmosaiks gefunden. Es zeigt einen hochspringenden Bären sowie einen Tierbändiger und ist, nach restloser Freilegung, mit insgesamt 97 Quadratmetern Fläche das grösste erhaltene römische Mosaik in der Schweiz. Diese zum Venatio-Saal gehörende Kostbarkeit präsentiert eine wabenartige Komposition aus zehn Sechsecken mit vier Jagdszenen aus dem Amphitheater. Fünf Jahre später, 1989, fanden die Archäologen bei der Freilegung des mittleren Teils des Gebäudekomplexes ein zweites Mosaik, das sogenannte Bacchus-und-Ariadne-Mosaik, sowie Fragmente von Wandmalereien. Im Verlaufe weiterer Grabungen wurden nicht weniger als 45 000 bemalte Verputzfragmente ans Licht der heutigen Zeit zurückgebracht, die es erlauben, die Dekoration des grossen Portikus und zahlreiche Räume der Anlage zu rekonstruieren. 15 Bronzestatuetten wurde ausgegraben, die von einem Hausaltar (lararium) herstammen. Sie lagen auf dem Fussbodenmosaik, zu einer Masse verschmolzen mit Holzkohle und Aschenresten, und wurden als Spuren eines Brandes gedeutet, der im 3. Jahrhundert n. Chr. den nördlichen Gebäudekomplex zerstört haben soll.

Es brauchte nicht weniger als elf Grabungen, um auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern einen Gebäudekomplex in der Form eines L freizulegen, der im Erdgeschoss 44 Zimmer umfasste. Die zutage geförderten Funde waren von solcher Qualität und Bedeutung, dass die Erhaltung der Mosaiken vor Ort beschlossen wurde.

Der Bau des Museums

Im Februar 1995 wurde die Stiftung Pro Vallon errichtet, und als Mitstifter sind der Kanton Freiburg, die Gemeinde Vallon, die Vereinigung der Broye-Gemeinden sowie die Nationale Schweizer Kommission der Unesco aufgetreten. Der Stiftungszweck umfasst die Erhaltung und das Vorzeigen der archäologischen Funde.

Im April 1995 erteilte der Stiftungsrat den Architekten Antoine Savary und Daniel Chardonnens den Auftrag, ein Museumsprojekt auszuarbeiten. Die Bauarbeiten setzten im Herbst 1998 ein mit dem Ziel, das Museum im Herbst 2000 der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Weil die Mosaiken nicht beschädigt werden durften, haben sich die Bauarbeiten sehr schwierig gestaltet. Die Kosten wurden auf 4,89 Millionen Franken veranschlagt, und bis heute konnten dank Zuwendungen des Kantons Freiburg (2,4 Millionen Franken), der Eidgenossenschaft (1,2 Millionen Franken), der Loterie romande (600 000 Franken) und privater Sponsoren (448 500 Franken) 95 Prozent der Gesamtkosten finanziert werden. Das Jahresbudget des Museums ist mit 200 000 Franken veranschlagt, und man rechnet mit 9000 Besuchern pro Jahr. Am Freitag ist das Museum im Beisein von Bundesrat Joseph Deiss feierlich eingeweiht worden, und am Samstag ist der Tag der offenen Tür zwischen 10 und 17 Uhr.

Bild

Teile des insgesamt 97 Quadrameter
grossen römischen Mosaiks
sind hervorragend erhalten.
(75KB)

Das Museum ist von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Tel: (026) 667 97 97.

Museum von Vallon


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