Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)

 

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Text-Quelle:

NZZ, Ausgabe vom 26. Februar 1999

 

Ein römischer Tempel auf einer Zürichsee-Insel?

Überraschende Funde im unteren Seebecken

rib. Eine Tauchequipe der Stadtarchäologie hat im Zürichsee Keramikscherben, Dachziegel und Münzen aus dem ersten bis dritten Jahrhundert n. Chr. gefunden. Wie die Stadtarchäologie am Freitag mitteilte, wurden die Gegenstände bei einem Kontrolltauchgang an einer untiefen Stelle wenige hundert Meter vor der Quaibrücke beim Grossen Hafner entdeckt und geborgen. An der Fundstelle befand sich in prähistorischer Zeit eine Insel. Die Neufunde sind noch nicht ausgewertet, werden aber von den Archäologen als völlig überraschend bezeichnet. Sie könnten ihrer Ansicht nach Hinweise darauf geben, dass auf der vor der Stadt gelegenen Insel in römischer Zeit ein Tempel stand; römische Heiligtümer wurden oft an wassernahen Stellen oder auf Inseln errichtet. Ob die Funde tatsächlich einen Beleg für ein Inselheiligtum im Zürichsee bieten, muss allerdings zuerst abgeklärt werden. Die Gegenstände lagen freigespült und lose auf dem Seegrund. Ihre ursprüngliche Lage und Herkunft sind also nicht gesichert. Wie die Stadtarchäologie mitteilte, soll die Fundstelle in nächster Zeit genau untersucht werden.

Die Fundstelle liegt in einem Gebiet des unteren Seebeckens, das im letzten Jahrhundert grossräumig ausgebaggert worden war, um Baumaterial für die Quaianlagen zu gewinnen. Dabei wurden Untiefen gekappt, und es traten zahlreiche Überreste jungsteinzeitlicher und bronzezeitlicher Siedlungen zutage. Die Zerstörung der Fundstellen durch die von Schiffahrt und natürlicher Wasserbewegung hervorgerufene Erosion ist nicht aufzuhalten. Deshalb werden sie periodisch kontrolliert; bei diesen Kontrollen zutage tretende Funde werden im Rahmen von Rettungsbergungen gesichert. Im Februar letzten Jahres war bei einem Kontrolltauchgang vor dem General-Guisan-Quai ein verzierter Holzstab aus der Spätbronzezeit geborgen worden. 

 


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